Tagesmütter sagen: Uns gibt’s auch noch!
Viele Bautzener Tagesmuttis waren mit ihren Schützlingen gekommen, um den Hauptmarkt gelb einzufärben.
Als Höhepunkt der Veranstaltung stiegen Friedenstauben in den Himmel über Bautzen auf, präsentiert von Taubenzüchtern der Stadt.
Bautzen. Gelb war am vergangenen Mittwochvormittag die beherrschende Farbe auf dem Bautzener Hauptmarkt. Die Gemeinschaft Bautzener Tagesmütter hatte unter dem Motto „Kindertagespflege? Selbstverständlich!“ zum Aktionstag vor dem Rathaus eingeladen, und zahlreiche große und kleine Teilnehmer erschienen, wie zuvor erbeten vornehmlich in Gelb gehüllt. „Wir wollen zeigen: Es gibt uns auch! Vielen Eltern ist die Möglichkeit, ihre Kinder im Krippenalter in einer privaten Tagespflege betreuen zu lassen, gar nicht bewusst“, erklärt Bernada Bulang. Sie ist eine von 13 Tagesmuttis (Tagesvatis gibt es zurzeit in Bautzen nicht), die derzeit ihre Dienste in der Kreisstadt anbieten. „Dabei macht es finanziell keinen Unterschied, ob man sein Kind in der Krippe oder bei einer Tagesmutti betreuen lässt. In der Betreuung gibt es ihn sehr wohl – in einer Kleingruppe von maximal fünf Jungen und Mädchen kann man viel individueller auf jedes einzelne Kind eingehen.“ Dasselbe gelte auch für die Arbeit mit den Eltern.
Bernada Bulang freute sich, dass der für die Kinderbetreuung zuständige Amtsleiter der Stadt Bautzen, Thomas Groß, den kurzen Weg vom Gewandhaus auf den Hauptmarkt auf sich nahm, um die Tagesmuttis zu begrüßen und mit ihnen zu sprechen. „Unser Verhältnis zur Stadt befindet sich in einer ständigen Entwicklung. Es bedarf immer wieder der Motivation, aufeinander zuzugehen. Doch wir sind auf einem guten Weg.“ Anders als in Löbau, wo die Kindertagespflege aus dem städtischen Bedarfsplan gestrichen wurde, obwohl sie ein gesetzlich verbrieftes Anrecht der Eltern bei freier Wahlmöglichkeit darstellt.
Thomas Groß selbst betont, dass die Stadt Bautzen die Betreuung bei Tagesmüttern, wie gesetzlich bestimmt, als gleichberechtigtes Angebot betrachtet: „Wer diesen kleineren, familiären Rahmen wünscht, kann dies für sein Kind selbst entscheiden.“
Von der Anzahl der betreuten Kinder her sei die Tagespflege allerdings nachrangig – das Verhältnis zu den in Krippen betreuten Kindern betrage etwa 1:10. „Wir sind aber froh, dass es dieses Angebot gibt, und wollen es aufrecht erhalten“, betont der Amtsleiter.
Beide – Thomas Groß wie Bernada Bulang – beobachten einen Rückgang bei der Anzahl der betreuten Kinder: „Es hat vor einigen Jahren einen Anstieg gegeben, in den letzten beiden Jahren hat sich das umgekehrt“, so der Amtsleiter. Einige wenige Tagesmütter hätten ihre Pflegestellen auch geschlossen. Dies korreliere mit einem generellen Rückgang der Kinderzahlen, den die Stadt Bautzen in jüngster Zeit verzeichnet. Bernada Bulang beziffert den Rückgang auf 20 Prozent, führt ihn aber zum Teil auch auf die Corona-Auswirkungen zurück. Und doch gibt es noch genug Tagesmuttis und von ihnen betreute Kinder, um Gelb zur beherrschenden Farbe auf dem Hauptmarkt zu machen … Der sächsische Kultusminister Christian Piwarz erklärt anlässlich des sachsenweiten Aktionstages: „Die Kindertagespflege ist ein wertvolles, familiennahes Betreuungsangebot, das unser System der Kindertagesbetreuung bereichert. Leider wird dieses Angebot zum Teil noch immer als ‚Notnagel‘ für einen Krippenplatz gesehen. Das muss sich ändern und dazu trägt die Aktionswoche bei.“Auch in der Kindertagespflege ist der Sächsische Bildungsplan die Grundlage für die pädagogische Arbeit und sie wird ebenso mit einem Landeszuschuss finanziert.