Straßgräbchen: TDDK sattelt um auf „elektrisch“
Seit 2000 fertigt TDDK als bisher größter japanischer Investor im Freistaat Sachsen und in Ostdeutschland mechanisch angetriebene Kfz-Klimakompressoren. Foto: Archiv
Der japanische Automobilzulieferer TDDK in Ostsachsen, Bernsdorf, Ortsteil Straßgräbchen bleibt in der Lausitz und kündigt den Umbau zum europaweit größten Produktionswerk für elektrische Kfz-Klimakompressoren an.
Straßgräbchen. Ministerpräsident Michael Kretschmer erfuhr es als Erster und erklärte: „Ich freue mich sehr, dass TDDK weiter in der Lausitz investiert. Der Bau von elektrischen Klimakompressoren ist eine wichtige Entscheidung für die Zukunft des Standortes in Bernsdorf und ein klares Bekenntnis zur Elektromobilität. Die Erweiterung des Werkes stärkt das Automobilland Sachsen insgesamt und ist eine wertvolle Unterstützung für den Strukturwandel in der Region.“
Bereits jetzt fungiert TDDK auch als Versandstandort für in Japan gefertigte Elektrokompressoren. 2021 begann man mit 200.000 Stück. In diesem Jahr rechnet TDDK mit einer Versandmenge von einer halben Million E-Kompressoren. Das macht 2022 bei einer Gesamtversandzahl von sechs Millionen Kältemittelverdichtern bereits einen Anteil von acht Prozent aus. Für 2028 wird geschätzt, dass die Produktionsmenge von Hybrid- und vollelektrischen Autos in Europa erstmals die Zahl der mechanisch angetriebenen Kfz übersteigt. TDDK bereitet sich mit dem jetzt bekannt gegebenen Um- und Ausbau des Werks auf eine Kapazitätserweiterung von sechs auf acht Millionen Klimakompressoren pro Jahr vor.
Am vergangenen Donnerstag gab es im japanischen Mutterhaus grünes Licht für den Bau einer ersten Montagelinie für Elektrokompressoren und das Gießen und maschinelle Bearbeiten der Aluminiumgehäuse des Verdichters. Die Maschinen werden 2023 in Japan gebaut, zu TDDK verschifft, im bestehenden Werk installiert und erste Musterstücke produziert. Bis Ende 2024 werden diese Muster von den Autoherstellern auf Herz und Nieren geprüft, bevor es dann voraussichtlich Anfang 2025 das Kunden-OK für den Start der Massenproduktion gibt.
Das erfordert auch eine bauliche Erweiterung des größten Werkes für Kfz-Klimakompressoren in Europa um einen sechsten Bauabschnitt. Bis Ende des Jahres soll in Japan aus mehreren derzeit vorliegenden Bauvarianten die beste ausgewählt werden. Mit dem Landratsamt Bautzen und der Stadt Bernsdorf ist aber bereits vereinbart, sich schon im November an einen Tisch zu setzen, um die Anforderungen und Voraussetzungen für einen zügigen Baugenehmigungsprozess zu besprechen. Die Messlatte liegt mit nur sechs Wochen Baugenehmigungszeit 1998 durch das damalige Landratsamt Kamenz für den Bauabschnitt 1 zwar fast unerreichbar hoch. Aber alle Beteiligten sind willens, einen Baustart bereits im kommenden Jahr zu ermöglichen. Dann wäre bei einer etwa anderthalbjährigen Bauzeit eine Werkserweiterung bis 2025 möglich.
Die Größenordnung oder gar eine genaue Investitionssumme lässt sich jetzt noch nicht beziffern. Fest steht nur, dass TDDK viele Millionen Euro investieren wird, um das Weiterbestehen dieses industriellen Leuchtturms in der vom Kohleausstieg betroffenen Lausitz zu sichern. Angesichts der Ukraine-Invasion, einer drohenden Gasknappheit und Wirtschaftskrise im kommenden Winter war diese Vorstandsentscheidung in Japan zum jetzigen Zeitpunkt alles andere als ein „Selbstläufer“. Auf Dauer können die japanischen Investoren natürlich nur mit Vertrauen in eine stabile und bezahlbare Gas- und Energieversorgung eine solche Zukunftsinvestition in der Lausitz, in Bernsdorf, Ortsteil Straßgräbchen wagen.
Die TD Deutsche Klimakompressor GmbH (TDDK), Tochterunternehmen der japanischen Automobilzulieferer Toyota Industries Corporation (TICO) und Denso wurde 1998 gegründet. Seit 2000 fertigt man in Ostsachsen als bisher größter japanischer Investor im Freistaat Sachsen und in Ostdeutschland mechanisch angetriebene Kfz-Klimakompressoren für die Automobilindustrie in Deutschland und Europa. Der Weltmarktführer hat in Europa einen Marktanteil von 40 Prozent.