Teilweise freie Fahrt auf der neu gebauten S 177
Lasuv-Niederlassungsleiter Holger Wohsmann zeigt unweit der Abfahrt Radeberg einen Plan des fertiggestellten Streckenabschnitts.
Zu dem fertiggestellten Streckenabschnitt gehört auch die Brücke über die A4 Holger Wohsmann hier steht.
Seit Mittwoch ist das nördlichste Teilstück der Dresdner Ostumfahrung unweit von Pulsnitz freigegeben. Da noch nicht alles fertig ist, kommt es zunächst zu einer teils kuriosen Verkehrsführung.
Pulsnitz/Leppersdorf. Ein wenig verwundert war der Wachauer Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU) schon, dass er zur Freigabe des fertiggestellten Teilstücks der Staatsstraße 177 keine Einladung erhalten hatte. Natürlich ließ er es sich trotzdem nicht nehmen, an dem für seine Gemeinde bedeutsamen Termin teilzunehmen. „Wir machen hier keinen feierlichen Akt, denn es handelt sich nur um eine Teilfreigabe“, erklärte der Meißener Niederlassungsleiter des Landesamtes für Straßen und Verkehr (Lasuv), Holger Wohsmann, und hieß den Bürgermeister dennoch herzlich willkommen. Doch in erster Linie ging es darum, die Medien und auf diesem Wege die Bevölkerung über die mit dem heutigen Mittwoch in Kraft tretenden Änderungen zu informieren. Der Oberlausitzer Kurier fasst die wichtigsten Aussagen zusammen.
Was wurde genau für den Verkehr freigegeben?
Es handelt sich um den etwa sieben Kilometer langen Abschnitt der Dresdner Ostumfahrung zwischen Radeberg und der Anschlussstelle Pulsnitz der Bundesautobahn 4. Die Kosten dafür belaufen sich auf circa 63 Millionen Euro, wovon 61 Millionen Euro bereits abgearbeitet oder beauftragt sind. Dies bedeutet allerdings auch, dass noch nicht alles fertig ist. So fehlt noch die Anbindung zwischen der neuen Anschlussstelle Pulsnitz und dem Ort Leppersdorf. Außerdem muss vor einer vollständigen Freigabe auch die Brücke der bereits vorhandenen S 95 über die Autobahn saniert werden.
Welche Konsequenzen ergeben sich daraus?
Dies bedeutet, dass die Anschlussstelle Pulsnitz für etwa ein Jahr „geteilt“ ist: Von der alten Abfahrt bleibt nur der südliche Teil geöffnet, von der etwa einen Kilometer entfernt neu gebauten Abfahrt wird nur der nördliche Teil für den Verkehr freigegeben.
Wer aus Richtung Görlitz kommend in Pulsnitz abfahren will, nutzt also die neue Abfahrt, wer aus Richtung Dresden kommt, weiterhin die bisherige. Um Baufreiheit für die noch zu erledigenden Arbeiten zu schaffen, wird die bisherige S 95 zwischen der Autobahn und Leppersdorf dicht gemacht. Sie soll dauerhaft nur noch als Wirtschaftsweg dienen. Daraus ergibt sich auch eine zunächst verwirrend erscheinende Verkehrsführung:
Wer von Dresden nach Pulsnitz will, muss zunächst ein „Ringel“ durch Leppersdorf fahren, um überhaupt erst einmal auf die neue S 177 zu gelangen. Dasselbe gilt für diejenigen, die von Pulsnitz kommend in Richtung Bautzen auf die Autobahn wollen. „Die Alternative wäre gewesen, noch ein Jahr mit der Eröffnung zu warten, obwohl die Straße fertig ist. Dies erschien unvernünftig“, so Holger Wohsmann. Es bestehe auch die Möglichkeit, die Anschlussstelle Ohorn zu nutzen.
Welche Besonderheiten weist die neue Straße auf?
Laut dem Amtsleiter galt es hier insbesondere, zwei gegensätzliche Interessen miteinander in Einklang zu bringen: Einerseits eine möglichst geringe Belastung der Anwohner, andererseits aber auch keine zu gravierenden Eingriffe in die Natur zu gewährleisten. „Die Anwohner wünschten sich eine Trasse möglichst weit weg von der Bebauung, am Besten quer durch das Waldstück Landwehr“, erläutert Holger Wohsmann. Doch dies sei aus umweltrechtlichen Gründen nicht möglich gewesen. Die jetzt verwirklichte Trasse stellt demnach einen Kompromiss aus vielen möglichen und geprüften Varianten dar.
Um die dennoch unvermeidlichen Eingriffe auszugleichen, weist der Streckenabschnitt mehrere so genannte Grünbrücken auf; der Durchlass der Kleinen Röder wurde überdimensioniert gestaltet, um auch Tieren die sichere Passage zu ermöglichen. Der Abschnitt wurde „autobahnähnlich“ ausgebaut. Das bedeutet im Einzelnen: Es gibt jeweils wechselnd in beiden Fahrtrichtungen eine Überholspur; die (auf ein Minimum reduzierten) Anbindungen sind als Auffahrten mit Beschleunigungsspur ausgestaltet. Die bei Radeberg wurde als „linksliegende Trompete“, eine für Autobahnen typische Form, konzipiert. Eine Besonderheit stellt auch der Kreisverkehr nördlich von Leppersdorf dar: „Er hat einen Außendurchmesser von 51 Metern und ist damit der größte im Lasuv-Bezirk Meißen“, so Holger Wohsmann. Geschuldet ist dies den bei Sachsenmilch zum Einsatz kommenden Lang-Lkw.
Wie geht es jetzt mit der Ostumfahrung weiter?
Neben der kompletten Fertigstellung des Abschnitts Radeberg-Autobahn 4 befinden sich noch zwei weitere Abschnitte in der Bearbeitung: Für die Ortsumfahrungen Wünschendorf und Eschdorf haben die Bauarbeiten schon mit den Brückenbauwerken begonnen. Die Verlegung der vorhandenen Trasse im Bereich Rossendorf befindet sich in der Planfeststellung; infolge einer ersten Erörterung war eine Planänderung, eine so genannte Tektur, erforderlich. „Diese soll noch in diesem Jahr fertiggestellt werden“, so Holger Wohsmann. Gegebenenfalls ist eine weitere Erörterung nötig: „Wann das Baurecht hergestellt werden kann, ist derzeit noch nicht absehbar“, so der Niederlassungsleiter