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Tierpark bittet: "Finger weg von jungen Wilden"

Tierpark bittet: "Finger weg von jungen Wilden"

Junge Feldhasen sind noch lange nicht hilflos, nur weil sie so niedlich aussehen! Foto: Catrin Hammer/Tierpark

Görlitz. Das Telefon der Wildtierauffangstation klingelt, zum x-sten Mal heute. „Bitte lassen Sie das Rehkitz dort, wo es ist, und entfernen Sie sich. Die Ricke ist in der Nähe und kehrt zu ihrem Kitz zurück, sobald sie sich ungestört fühlt“, erklärt Manuela Kleemann, die verantwortliche Mitarbeiterin der Wildtierauffangstation des Görlitzer Tierparks.
 
Solche und ähnliche Anfragen zu vermeintlich hilfsbedürftigen Rehen, Hasen, Waschbären, Füchsen, Vögeln und Co gehen derzeit vermehrt bei Wildtierauffangstation ein, denn: Frühlingszeit ist Jungtierzeit. 

Über Anrufe freuen sich die Mitarbeiter, kann auf diese Weise doch aufklärt werden. Die Freude über kerngesunde Jungtiere, die aus Unwissenheit mitgenommen und in die Wildtierauffangstation gebracht werden, hält sich hingegen in Grenzen. Auch wenn ein Eingreifen des Menschen aus ethischer Sicht zwar verständlich ist, ist es meist nicht zum Besten des Tieres! Die besten Betreuer für junge Wildtiere sind immer noch die eigenen Eltern.

Aber wie erkennt ein Tierfreund, ob ein Jungtier tatsächlich in Not ist? „In den meisten Fällen ist das nämlich nicht der Fall“, so Manuela Kleemann. „Elterntiere halten sich nicht ständig bei ihren Jungen auf. Meist befinden sie sich jedoch in der unmittelbaren Umgebung. Nähert sich ein Mensch, wagen sie sich nicht zu ihrem Nachwuchs.“ Fühlen sich die Eltern ungestört, kehren sie auch wieder zurück. Wer sichergehen möchte, dass es dem Jungtier tatsächlich gut geht, kann nach einiger Zeit nachschauen, ob es sich noch immer an derselben Stelle befindet. Fuchs- und Waschbärwelpen unternehmen übrigens schon relativ früh Ausflüge. Auch wenn sie sehr unbeholfen wirken, sind sie nicht verlassen. Die Mutter sammelt sie wieder ein! Junge Hasen werden im Gegensatz zu Kaninchen nicht in einer Höhle geboren. Sie liegen versteckt in Feldfurchen oder unter niedriger Vegetation. Die Mutter kommt die Jungen nur zwei- bis dreimal täglich säugen. Rehkitze sind sogenannte Ablieger, die bei Gefahr nicht weglaufen, sondern sich ducken und bewegungslos verharren, bis die Gefahr vorüber ist. Fieptöne sind kein Anzeichen für eine aktuelle Qual des Tieres, sondern der Hilferuf an das Muttertier, da sich das Kitz durch die Anwesenheit von Menschen bedroht fühlt. 

Im Wald, Parks oder im Garten sitzen sie und fliegen nicht weg: Junge Vögel, die schon ihr Nest verlassen bevor sie richtig fliegen können. Das ist normal! Die Elternvögel füttern die auf dem Boden herumhüpfenden und bettelnden Jungen weiter. Gerade die wie Wollknäule anmutenden Eulenjunge, die sogenannten Ästlinge, werden häufig fälschlicherweise als „aus dem Nest gefallen“ beurteilt und mitgenommen. Auch hier gilt: unbedingt am Fundort belassen!

Wer hier helfen möchte, sollte Hunde und vor allem Katzen von den Jungvögeln fernhalten.
Ansonsten sollte man vor dem Einsammeln vermeintlich hilfsbedürftiger Jungtiere zunächst die Wildtierauffangstation des Tierparks unter (0160) 90 95 48 00 anrufen und um Einschätzung bitten. So kann vermeidbares Leid verhindert werden.

Redaktion / 18.06.2023

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