Töpfer in Neukirch trotzen nicht nur dem Wetter
Trotz des schlechten Wetters und anderer gesellschaftlichen Herausforderungen wurde das 33. Töpferfest auch in in diesem Jahr gut angenommen. Foto: B.Vogt
Die Vorzeichen waren in diesem Jahr nicht unbedingt berauschend. Doch das 33. Töpferfest in Neukirch war trotz Energiekrise und dem launenhaften Wetter ein voller Erfolg.
Neukirch/Lausitz. Bereits im Vorfeld gab es Befürchtungen, dass das erste große Töpferfest nach Corona nicht den Neustart bedeuten würde, den man erhofft hat. Führt doch nicht zuletzt das energieintensive Brennen von Keramik dazu, dass in vielen Töpfereien der Region gerade Krisenstimmung herrscht. Auch das Kaufverhalten der Besucher konnte man schlecht abschätzen. Gehört handwerklich geschaffene Keramik doch inzwischen leider nicht mehr zur Selbstverständlichkeit eines jeden Haushalts. Viele essen tagtäglich von Industrieporzellan und die Töpfersachen sind etwas Besonderes. Aber anscheinend ist der Reiz des Besonderen noch immer groß genug, so dass auch das inzwischen 33. Töpferfest kein Reinfall wurde. Rund 9.000 Besucher, schätzt der Veranstalter Karl Louis Lehmann, haben sich trotz der Wetterkapriolen auf den Weg in das Dorf am Valtenberg gemacht, um die Produkte von rund 80 Töpfereien nicht nur zu bestaunen, sondern auch zu kaufen. Und so fiel auch das Fazit der angereisten Keramikbetriebe grundsätzlich positiv aus. Natürlich hätte man sich mehr gewünscht, aber angesichts der aktuellen Herausforderungen ist man zufrieden.
Im Geleitwort des Programmheftes nimmt der Altmeister der Töpferei Lehmann, Karl Louis Lehmann senior, Bezug auf die Themen, die derzeit wohl so viele ratlos machen. Er zeigt aber gleichzeitig auch Wege der Hoffnung auf. So betont er, dass „Ein wackerer Töpfer, der Kaiserzeiten, Braune und Rote Epochen durchgestanden hat“, auch in der Marktwirtschaft nicht den Kopf in den Sand steckt, sondern mit Flexibilität und Kreativität die Widrigkeiten zu meistern versuche. Dass es an den genannten Eigenschaften nicht mangelt, beweist ein realisiertes Großprojekt, welches gemeinsam mit der Töpferei Kannegießer aus Neukirch gemeistert worden ist. Es handelt sich um die Fassadenerneuerung der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden. Diese erstrahlt seit 2021 in neuem Glanz. Einen großen Anteil daran haben die 3.500 Quadratmeter Außenkacheln, die in den beiden Neukircher Betrieben gefertigt wurden. Da ein einzelner Handwerksbetrieb diese Massen schon logistisch nicht bereitstellen kann, wurde eigens eine Arbeitsgemeinschaft gegründet, über die man sich miteinander vernetzte und das Projekt auch erfolgreich durchführen konnte. Diese neuen Wege zeigen, dass es im Handwerk der Region bereits viele neue Ideen gibt. Diese werden auch nötig sein, um die aktuelle Lage überstehen zu können. Aber angesichts der langen Erfahrung im Umgang mit Widrigkeiten, kann man sich wohl getrost schon auf das nächste Töpferfest freuen.