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Tschiepl ist das Oberlausitzer Wort des Jahres 2024

Tschiepl ist das Oberlausitzer Wort des Jahres 2024

Die Bezeichnung Tschiepl wird kindersprachlich für ein frisch geschlüpftes Hühnchen verwendet. Foto: Karin Renger

Oberlausitz. Bei der Auswertung des Oberlausitzer Wortes 2024 hat das Wort Tschiepl beziehungsweise Tschippl die meisten Zuschriften erhalten und ist somit zum Oberlausitzer Mundartwort des Jahres 2024 gewählt worden. In der Oberlausitz kennt diese Bezeichnung für „Küken“ fast jeder, sogar die meisten Städter. Bei der Wahl für Tschiepl und seine mundartlichen Sprachformen sind 178 von 1.106 Stimmen eingegangen. 

Das heißt 16 Prozent der Einsender haben sich für Tschiepl, Tschippl, Schippl entschieden. Der Ruf tschiep-tschiep ist eine phonetische Nachahmung des Lautes der Küken. Die Bezeichnung Tschiepl wird kindersprachlich für ein frisch geschlüpftes Hühnchen verwendet, das wiederum in der Oberlausitz Hihnl, Hingl (Schirgiswalde) oder Hinnl (Cunewalde, Breitendorf) oder kleenes Hihnerputtl genannt wird. In der Südlausitz sagen die meisten Leute zum Küken Tschiepl, gesprochen Tschiebl, in der Westlausitz Schippl, gesprochen Schibbl. Die Oberlausitzer Sorben sagen cip(k)a dazu. Den zweiten und dritten Platz Huntschl und (Seech)omse trennt nur eine Zuschrift. Von Januar 2024 bis zum Juni fand zwischen beiden ein Kopf-an-Kopf-Rennen statt, einmal führten die Huntschl, einen Tag später die Omsn.

Während die Südoberlausitzer mehrheitlich für die Seechomsn voteten, stimmten die Wähler nördlich von Bautzen eher für Huntschl. Im Obersorbischen steht hunco in der Kindersprache für Schwein, obwohl Mundartexperte Hans Klecker aus seiner Kindheit solche Beinamen wie Huntschl-Oma oder Ziegehippl-Tante auch aus Obercunnersdorf kennt: „Die Ameisen bezeichneten wir alle als Seechomsn, denn oft brüllten wir Kinder damals ,Miech hoat anne Omse oaageseecht’, das heißt „Mich hat eine Ameise mit Ameisensäure (Methansäure) bespritzt“. Ein Wanderer, der schlecht Luft bekommt, sollte sein Schnupptichl auf einen Ameisenhaufern werfen, nach einer Weile die Ameisen abschütteln und am Taschemtuch riechen. Das macht Luft!“ Für das nächste Jahr soll laut Beschluss der Fachgruppe der Mundartpfleger des Lusatia-Verbandes e.V. das Oberlausitzer Mundartwort aus der Rubrik Blumen und Blüten kommen. Da kann sich jeder entscheiden, ob er Tschaukn (Maiglöcken), Butterschmirgl (Sumpfdotterblumen), Meesteckl (Löwenzahn), Butterblum (Hahnenfuß), Ziegebeen (Kornblumen), Kirmstblieml (eine Asternart) oder ein anderes Oberlausitzer Wort für eine bestimmte Blume wählt.

Redaktion / 17.09.2024

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