Überwältigt und enttäuscht oder Politik in der Kirche
Symbolbild. Foto: pixabay.com
Görlitz. Mit Verkündung in den Messen vom letzten Sonntag platzierte die katholische Gemeinde Heiliger Wenzel auf ihrer Internetseite einen Brief von Bischof Wolfgang Ipolt, dass die Teilneuwahl des Kirchenvorstandes und die Neuwahl des Pfarreirates vom 4./5. Mai auf den 26./27. Oktober „wegen entstandener Ärgernisse“ verlegt worden sei. „Die Ärgernisse“ sind aber nur eines – das soll Jakob Garten heißen.
Wie Mitglieder aus der Pfarrei, die nicht genannt werden wollen, berichten, sei der Grund die Kandidatur des parteilosen Görlitzer Rechtsanwaltes Jakob Garten, der zugleich auch auf Listenplatz 5 der AfD für die Stadtratswahl steht, für den Kirchenvorstand. Zwar wüssten die Wortführer gegen Garten, dass gegen dessen Person und Qualifikation nichts vorgebracht werden könne, doch die Kritiker berufen sich auf die Erklärung der Bischofskonferenz zur AfD. Tatsächlich ginge es aber, so Informanten aus der St.-Wenzel-Gemeinde gegenüber dem Niederschlesischen Kurier, um eine verdeckte Wahlhilfe für CDU-Kandidaten und die Beschädigung des Pfarrers Elsner. Auffällig ist jedenfalls, dass neben Garten auch Felicitas Baensch, die Leiterin des Kinderhauses St. Jakobus in der Biesnitzer Straße 89 für den Stadtrat kandidiert – nur eben für die Union. Sie ist Ehefrau vom Bistumskanzler, Ordinariatsrat Joachim Baensch. Bischof Ipolt und Kandidat Jakob Garten haben sich zur Sache bisher nicht geäußert. Dem stets um Harmonie bemühten Bischof Wolfgang Ipolt werfen Kritiker vor, seinem Umfeld oft die Initiative zu überlassen. Dieses scheint eine Wahlverschiebung für die Zeit nach der Stadtratswahl angestrebt zu haben, um nun die Liste zu bereinigen.
Letzten Samstag, also tags vor Verlesung und Veröffentlichung der Wahlverschiebung, waren übrigens auf der Internetseite der St.-Wenzel-Gemeinde noch die „Haltestellen in der Fastenzeit“ angekündigt, in der Redner zur Besinnung in vorösterlicher Zeit sprachen. Ausgerechnet ein Termin vom 13. März von Gabi Kretschmer trug den fast prophetischen Titel: „Überwältigt und enttäuscht“. Ein für 29. April, 19.00 Uhr, angesetzter „Informations- und Austauschabend zu den Gemeindewahlen“ im Klemens-Neumann-Heim gleich neben St. Jakobus, An der Jakobuskirche 2, birgt nun höchste Brisanz.