Umgebindehäuser öffnen wieder ihre Türen
Diese Blumenpracht vor einem Umgebindehaus in Rosenthal sticht sofort ins Auge. Foto: Arnd Matthes
Ebersbach-Neugersdorf. Zum Tag des offenen Umgebindehauses am Sonntag, 29. Mai, werden mehr als 80 Häuser – vor allem in den Landkreisen Görlitz und Bautzen sowie einige in der Sächsischen Schweiz – ihre Türen öffnen. Die polnischen und tschechischen Nachbarn bringen davon mit 39 Objekten einen beachtlichen Anteil in das Programm ein. Die zentrale Eröffnung findet um 10.00 Uhr an der Geschäftsstelle der Stiftung Umgebindehaus, dem Stammhaus der Textilfirma C. G. Hoffmann im Ortsteil Neugersdorf, statt. Hier können sich die Besucher einen Eindruck von der einst bedeutenden Textilindustriegeschichte verschaffen.
In der Regel sind die meisten Umgebindehäuser von 10.00 bis 17.00 Uhr für schaulustige Besucher geöffnet. Zusätzlich finden kleinere Veranstaltungen und die beliebten Ortsführungen, so zum Beispiel in Cunewalde, Dittelsdorf, Ebersbach und Großschönau, zu besonderen Umgebindehäusern statt. Mit der Webapp www.umgebinde.haus ist zusätzlich ein zeitgemäßes Angebot für Smartphone-Nutzer entstanden. Damit können Sie sich virtuell durch den Aktionstag führen lassen.
Dieser Tag soll vor allem denen eine Plattform bieten, die mit Besitzern und Handwerkern ins Gespräch kommen wollen. Erfahrungen werden ausgetauscht und über gelungene Sanierungslösungen sowie über modernes Wohnen und Arbeiten in diesem speziellen Haustyp informiert. Dazu gibt Handwerksvorführungen, unter anderem mit Lehmwerkern in Oppach, Zimmerern oder Restauratoren. Dabei stehen ökologische und nachhaltige Baustoffe im Fokus. Besonders Bauwillige nutzen den Tag, um sich die Entscheidung leichter zu machen, wie man mit einem Baudenkmal umgeht und welche Träume umgesetzt werden können.
Der Tag des offenen Umgebindehauses zieht – wie hier in Neusalza-Spremberg – immer wieder viele Besucher an. Foto: Arnd Matthes
„Natürlich gibt es immer noch die sogenannten ,Ladenhüter’, die wohl durch ihre nachteiligen Standorte nicht mehr belebt werden können. Dies sind zum Glück wenige. Mehr als die Hälfte des Gesamtbestandes von circa 6.500 Häusern sind bereits saniert oder teilsaniert“, sagt Arnd Matthes, Geschäftsstellenleiter der Stiftung Umgebindehaus. Die Nachfrage, oft von jungen Familien, nach sanierungsfähigen Objekten sei seit mehr als zwei Jahren ungebrochen und könne nicht immer bedient werden. „Dafür betreiben wir die Onlinebörse, die rege genutzt wird“, sagt er.
Das vertraute Landschaftsbild in der Oberlausitz ist seit Jahrhunderten von Umgebindehäusern geprägt. In Europa ist diese Dichte des hölzernen Hausbestandes einzigartig. Die Bevölkerung bringt den historischen Gebäuden heute wieder eine größere Wertschätzung entgegen und erkennt auch den energetischen Vorteil dieser soliden Bauweise. Touristen wiederum erfreuen sich an diesen einzigarten Häusern und genießen ihre Ferien bewusst in diesen besonderen Bauwerken. In Bezug auf die Größe und Nutzung ist das Umgebindehaus sehr wandlungsfähig. Vom Hausweber, Gärtner, Bauer, Pfarrer, Gastwirt bis zum Faktor, sprich Textil- und Garnhändler, wohnten ursprünglich fast alle Leute des Dorfes in Umgebindehäusern.
Das Umgebindehaus ist schon immer als Mehrgenerationenhaus dauerhaft für die Zukunft gebaut worden. Nicht selten haben die Häuser bereits mehr als fünf Generationen beherbergt und werden es auch in Zukunft tun. Kein Haus gleicht dem anderen und die bewährten Naturbaustoffe Holz, Lehm, Stroh und Steine, aus denen sie geschaffen wurden, geben dem Haus ein individuelles Aussehen und ermöglichen ein optimales Wohnklima.
Das Holz der Blockstube bietet gute Eigenschaften der Wärmehaltung und daher wurde diese als einziger beheizbarer Raum zum Wohnen und Arbeiten genutzt.
Heute ist das nach weiteren Informationen von Arnd Matthes anders. Denn es können alle Räume für Wohnzwecke genutzt werden. Sanitär und Küche entsprechen dem neuesten Standard. Jedoch bleibt jedes Umgebindehaus ein Unikat und wird von Eigentümer und Bewohner auch individuell saniert und restauriert.
Meist sind es die kleinen Details, die liebevoll in Szene gesetzt werden wie zum Beispiel ein altes Flurfenster mit Schmiedegitter, eine Fachwerkwand mit echtem Lehmputz oder die Fledermausgauben auf dem Dach.
Fast jeder kann da seine eigenen Ansprüche und Träume umsetzen. Das Interesse der Hauseigentümer und Bauherren, ihre historischen Wohnstätten der Öffentlichkeit zu zeigen, ist eine ungebrochene Tradition geworden, die ursprünglich im Projekt Umgebindeland entstanden ist, und nun schon zum 18. Mal stattfinden kann.
Durch die finanzielle Unterstützung im Rahmen der Kulturraumförderung Oberlausitz-Niederschlesien und der Kulturförderung des Landkreises Bautzen ist es wieder möglich, diesen bedeutsamen Aktionstag durchführen zu können, betont er. Zeitgleich zum Tag des offenen Umgebindehauses wird auch der 8. Deutsche Fachwerktag ausgetragen. „Es handelt sich dabei um eine Tradition, die wir vor einigen Jahren mit der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte in Fulda abgestimmt haben“, so Arnd Matthes.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.stiftung-umgebindehaus.de.