Und jährlich grüßt in See das Murmeltier
Für Ilse Richter (93) ist der Weg an dieser Matschsenke stets zu Ende. Rechts von ihr ihre Nachbarn Karl Krebs, Karin Poitschke und Krebs’ Schwiegermutter Ingeborg Rauer Foto: Till Scholtz-Knobloch
Die Möglichkeiten der Kommunen werden geringer – auch in Sachen der Unterhaltung von Straßen. Besonders unglücklich stellt sich dabei ein Wegezustand im Nieskyer Ortsteil See dar. Da sich bislang nichts tat, folgte der Ruf nach der Presse.
Karl Krebs betont, dass man auch ohne das Hochwasser dieser Tage hier oft ohne Gummistiefel nicht durchkomme. Foto: privat
See. Zugegeben, die Straße oder besser der Weg „Am Schäferberg“ sind in der Verlängerung westlich der Straße „Zum Stausee“ nicht wirklich von Bedeutung. Doch dieser Abschnitt mit Bewohnern im Rentenalter steht stellvertretend für so manches Problemgebiet aufgrund der Altersstruktur auf dem Land. Karl Krebs hat sein Berufsleben weitgehend in der Steiermark verbracht und nahm dort auch die Österreichische Staatsangehörigkeit an. Dass er vor acht Jahren dann in See landete war einerseits Zufall, aber er habe sich für die Rente bewusst nach einer ruhigen Gegend im Osten Deutschlands umgeschaut, wo mancher Wahnsinn heutiger Zeit noch schwächer ausgeprägt sei. Doch mit der Zufahrt zu seinem Haus hat auch er als quasi Jungspund der Nachbarschaft Probleme.
Jedes Jahr finden in See seitens des Ortschaftsrates Flurbegehungen statt, um Mängel aufzuspüren und nach und nach abzustellen. So auch in diesem Mai. Etwa 12, 13 Mann mögen es gewesen sein, die auch am Schäferberg ihre jährlich Aufwartung machten. Doch wie im bekannten Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ nahm man wieder einmal zur Kenntnis, dass der überaus enge Weg eine ständig vermatschte Senke aufweist, die doch eigentlich mal dauerhaft verfüllt werden sollte. Und so sei nicht zum ersten Mal zu hören gewesen, „dass dies eben eine Nebenstraße ist und dass für Nebenstraßen auch kein Geld da ist. Ich hatte auch den Winterdienst angesprochen: ’Wir wissen gar nicht wohin mit dem Schnee.’ Im Winter wird hier kein Schnee geschoben“, sagt Karl Krebs.
Solche Probleme in Nebenstraßen kennen auch andere Siedlungen, doch was hat es für Folgen, wenn nur noch alte Leute Schnee schippen müssen? Die 93-jährige Nachbarin Ilse Richter geht nur noch wenige Meter vor die Tür, da die noch nicht verfüllte Schadstelle einfach dauerhaft bleibt und für ihren Rollator das Ende des Weges markiert. Ein paar Schritte weiter in den geliebten Wald sind nicht mehr drin.
Im Gespräch mit einem Vertreter der Stadt habe Karl Krebs gehört: „Meine Großmutter ist auch über 90 Jahre alt und muss auch Schnee schieben.“ Vielleicht liege das ja daran, dass man nicht zur Kernstadt gehöre. Andererseits seien zuletzt im Wald Bäume gefällt worden und die Stadt habe alle durch Lkw und Harvester (Holz-Erntemaschinen) umgepflügten Waldwege gleich danach verdichtet.
Es gäbe bei der Stadt Multicars. Die schieben bei Schnee auch enge Gassen damit oder Parkplätze. „Es ist doch kein Hexenwerk auch hier durchzufahren.“ Als vergleichsweise junger Anwohner habe er an der Einmündung zur Straße „Am Stausee“ Wegeschäden selbst aufgefüllt, damit er wenigstens beim Einrangieren in seine Einfahrt nicht wegrutsche. Aber ein paar Meter weiter drückt das Wasser ständig nach – es sei nicht seie Aufgabe das größere Problem auch noch zu beheben. In diesem Moment quält sich das Postauto durch die Engstelle, in der jeder Pkw aufsetzt. Karl Krebs’ Frau Katharina stößt noch hinzu und weist darauf hin, dass neben den Heizöl- und Flüssiggaszulieferern vor allem wieder die ganz Alten Verlierer sind. Pflegedienst und Essenszulieferer kommen hier zu manchen Zeiten nicht mehr durch. Die Anwohner legen im Winter zusammen und bezahlen privat eine Straßenräumung durch einen Nachbarn. „Hier soll ja niemand asphaltieren, aber wenigstens die Löcher sollen mal gemacht werden“, sagt Karl Krebs. „Bei der Straßenreinigung muss ich bezahlen“. Dies aber für „Am Stausee“, während seine Zufahrt ’Am Schäferberg’ liegt.