Unfaires Verhalten am „Fairteiler“ und die Folgen
Da hatten fleißige Helfer schon die Schäden der Nacht weggeräumt: Der Fairteiler am Tag danach. Foto: Benjamin Vogt
Bautzen. Seit dem Jahre 2019 gibt es nun schon den Verein „Foodsharing Bautzen e.V.“. Dieser hat sich vorgenommen, der sinnlosen Verschwendung von Lebensmitteln in unserer Wegwerfkultur etwas entgegenzusetzen. Die Initiative betreibt auch den sogenannten „Fairteiler“, eine Verteilstation für Lebensmittel. Es hat viel Anstrengungen gebraucht, bis Akteure überzeugt und die Infrastruktur für so ein Projekt geschaffen war. Selbst die Corona-Einschränkungen konnten gemeinsam verkraftet werden. Doch nun steht der Verein vor einem Problem, das bis jetzt noch keine Lösung hat.
Wie bereits andere Medien berichteten, gibt es seit einiger Zeit Ärger am stationären Verteiler beim Postplatz. Dieser war im Jahr 2020 war bereits Gewinner beim Ideenwettbewerb „MitmachFonds Sachsen“ und soll dazu dienen, eine Plattform zu schaffen, wo Überfluss und Bedarf sich ausgleichen können. Inzwischen ist er aber leider ein Treff- und Sammelpunkt für Leute geworden, deren primäres Ziel vermutlich nicht die Rettung von Lebensmitteln ist, sondern die eher eigene, destruktivere Interessen verfolgen. Bereits mehrfach musste der Verein deswegen die Öffnungszeiten des „Fairteilers“ ändern und verkürzen. Trauriger Höhepunkt dieser Entwicklung war die Nacht vom 19. zum 20. Juli. Bislang blieb es bei den Auseinandersetzungen am Verteiler bei Pöbeleien und Belästigungen. Nach dem am 19. Juli aber der Fairteiler gegen 17:15 Uhr geschlossen worden war, machten sich danach Unbekannte am Schlüsselkasten zu schaffen und beschädigten diesen dabei, wobei es ihnen im Anschluss gelang, die Tür zu öffnen. Nun konnte man dem sinnlosen Treiben offenbar, im wahrsten Sinne des Wortes, keinen Riegel mehr vorschieben, denn die Täter nutzten den Zugang, um den Kühlschrank komplett auszuräumen. Besonders unverständlich bleibt dabei der Umgang mit einer großen Getränkespende, die für ein Jugendprojekt gespendet werden sollte und der Verteilstation zwischengelagert war. Diese wurde komplett ausgeschüttet und die Pfandflaschen mitgenommen, immerhin ungefähr ein Wert von 80 Euro.
Nach diesen Ereignissen ist der Verein jetzt gezwungen, Konsequenzen zu ziehen: „Egal, was wir für Änderungen in der Organisation oder durch den Wegfall der Öffnungszeiten vornehmen, es ändert sich nichts. Aus diesem Grund werden wir in der nächsten Zeit erstmal keine Waren mehr aus den Rettungen in den Fairteiler bringen, sondern diese für 1-2 Wochen erstmal nur sozialen Einrichtungen, Vereinen oder Organisationen spenden. Und sollte sich dadurch nichts ändern, schließen wir den Fairteiler an der Post für immer.“ gibt die Vorsitzende des Vereins, Christin Wegner, zu Protokoll. Dass damit mal wieder ein zivilgesellschaftlicher Versuch, unsere Region lebens- und liebenswerter zu gestalten, durch die Verrohung einzelner Bevölkerungssubjekte erschwert wird, stimmt nachdenklich. Denn nicht nur der Fairteiler in Bautzen ist davon betroffen. Jüngst erst war auch das „Bücherhäusl“ in Tautewalde abermals Ziel sinnloser Zerstörung.
Doch wie kann es gelingen, solche Akte der Unkultur in Zukunft zu verhindern? Es gibt darauf wahrscheinlich keine Patentlösung. Aber zumindest muss sich eine Gesellschaft, die sich damit abgefunden hat, ihre Ränder nicht mehr zu erreichen, nicht wundern, wenn es gerade dort zu gären beginnt.