Unfassbar: Ein Jahr ohne Forstfest
Ein Bild, das es in diesem Jahr nicht geben wird: Die Kamenzer Schülerinnen und Schüler ziehen vom Schulplatz aus hinaus in den Forst, um das festliche Treiben zu beginnen. Foto: Archiv
Erstmals seit 1953 müssen die Kamenzer auf ihr liebstes Ritual verzichten. Aus einem ganz ähnlichen Grund wie damals ...
Kamenz. Auch der Kamenzer Oberbürgermeister Roland Dantz kann es nicht fassen. „Es entbehrt nicht einer traurigen oder bitteren Ironie, dass in dem Jahr, in dem der Freistaat Sachsen das Kamenzer Forstfest für die Aufnahme in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes nominiert hat, das Stattfinden der Traditionsveranstaltung in seiner althergebrachten Art mehr als in Frage gestellt ist“, leitet er sein Statement zur jüngsten Beratung des Forstfest-Komitees ein.
Und weiter führt er aus: „Es war eine sachliche, aber auch mit Wehmut geführte Diskussion, besonders vor dem Hintergrund der neuesten Corona-Schutz-Verordnung, die besagt, dass Großveranstaltungen mit einer Teilnehmerzahl von mehr als 1000 Personen bis zum 31. August 2020 untersagt sind. Darüber hinaus gelten sicherlich auch zukünftig besondere Hygienebedingungen und Abstandsregelungen.“
Es sei insgesamt eine schwierige Situation, da jetzt die Entscheidung getroffen werden müsse. Denn auch wenn die Akteure im Verlauf der Zeit eine bewährte Routine in der Vorbereitung unseres Schul- und Heimatfestes erlangt haben, so bedarf es eines ausreichenden zeitlichen Vorlaufs in der Organisation.
„Würde man die Entscheidung zum Stattfinden des Forstfestes weiter herausschieben, müssten die Vorbereitungen inhaltlicher, organisatorischer und finanzieller Art loslaufen, auch auf die Gefahr hin, dass dann die getätigten Aufwendungen und Bemühungen umsonst waren“, begründet der OB die jetzt getroffene Entscheidung. Und erklärt weiter: „Es ist kein wirklicher Trost, wenn laut dem Stadtarchivar auch in der Vergangenheit, besonders während der Kriegszeiten, das Forstfest bereits ausfallen musste, so im I. und II. Weltkrieg. Aber auch 1953 wurde es aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr durch Kinderlähmung abgesagt.“ Wobei noch zu klären sei, inwieweit damals auch politische Erwägungen eine Rolle spielten.
Auch eine mögliche Termin-Verschiebung wurde im Forstfestkomitee besprochen. Dies würde sich aber aus vielerlei Gründen schwierig gestalten: „Zum einen stehen im neuen Schuljahr das Nachholen des schulischen Stoffs und die Organisation eines Schulalltags, der sich der vorangegangenen Normalität wieder nähert, im Vordergrund; zum anderen ist die Absprache mit den Schaustellern im Forst kompliziert, da sie in der Regel an relative feste Abläufe ihrer Tourplanung gebunden sind.“ Außerdem, so auch Meinungen im Forstfestkomitee, sollte von den traditionellen Zeiträumen des Kamenzer Forstfestes – Stichwort Bartholomäus-Woche – nicht abgewichen werden.
Aus all diesen Gründen hat das Forstfestkomitee – angesichts der derzeitigen Beschränkungen durch die Corona-Pandemie und den damit verbundenen Unwägbarkeiten – schweren Herzens die Empfehlung ausgesprochen, auf die Durchführung des Kamenzer Forstfestes in seiner traditionellen Form in diesem Jahr zu verzichten. „Wir werden sehen, ob es den einen oder anderen Einfall gibt, mit pfiffigen Ideen trotzdem in der Forstfestzeit Flagge zu zeigen“, so der Kamenzer OB.