Unternehmer der Region protestieren auch in Schiebock
Die Teilnehmer kamen ohne Fahnen und Plakate und verzichteten auf Sprechchöre, nicht aber auf Beifall.
Bischofswerda. Etwa 450 Menschen folgten unlängst dem Aufruf des Wirtschaftsfördervereins Bischofswerda zum Protest gegen die aktuelle Energiepolitik der Bundesregierung auf dem Altmarkt. Auf dem Rednerpodest stand neben Unternehmern aus der Region, wie Steffen Thiele von GDI Gastro-Design und Inneneinrichtung, Jens Mühmelt von der Schiebocker Fleischverarbeitungs GmbH, Fanny Francke von Francke Weine und Spirituosen sowie Karl-Louis Lehmann von der Töpferei Lehmann aus Neukirch auch Oberbürgermeister Holm Große.
Sie alle prangerten die derzeitige Energiepolitik der Bundesregierung an, die zu immer weiter steigenden Kosten führe und den Mittelstand in seiner Existenz bedrohe. Alle verfügbaren Energiequellen müssten genutzt werden. Zugleich mahnten einige Redner, die Bemühungen um eine friedliche Lösung des Ukraine-Konflikts zu verstärken. Andreas Brzesinski von der Handwerkskammer Dresden nannte die jüngsten Beschlüsse der Bundesregierung Schritte in die richtige Richtung, die aber nicht ausreichten. Die Teilnehmer waren ohne Plakate oder Fahnen auf dem Altmarkt erschienen und verzichteten auf Sprechchöre, sparten aber an besonders markanten Redestellen nicht mit Beifall. Nachfolgend einige Redeauszüge:
Holm Große, Oberbürgermeister von Bischofswerda: „Wird die aktuelle Politik der Bundesregierung fortgeführt, steht der Standort Deutschland perspektivisch vor dem Aus. Auf dem Spiel steht nicht weniger als die Zukunft unseres Landes für die nach uns folgenden Generationen. Dazu dürfen wir als Demokraten aus der Mitte der Gesellschaft nicht schweigen.
Steffen Thiele, Unternehmer: „Seit über 30 Jahren bin ich aufs Engste mit Gastronomen und Hoteliers, auch hier aus der Region, verbunden. Wir spüren deren Ängste und berechtigte Sorgen: Erst hatten sie mit Corona und deren Folgen zu kämpfen, im Ergebnis dessen auch noch mit der Personalnot. Und jetzt die ungebremste Inflation und Energiekrise, die sich auf alle Bereiche unseres Lebens auswirkt und den Mittelstand zerstört.“ … „Wir Unternehmen sehen auch mit Sorge die gesellschaftliche Spaltung. Diese Regierung ist das Ergebnis der Politikverdrossenheit der Bevölkerung. Dieses ständige hin und her ohne konkrete Ergebnisse, Schulden sind plötzlich Sondervermögen ...“
Jens Mühmelt, Unternehmer: „Als ich vor fünf Jahren Schiebocker übernommen habe, wollte ich zum Wohl der Stadt, der Region und der Mitarbeiter ein Unternehmen aufbauen, das auf soliden Werten und auf ehrlicher Arbeit basiert. Und bis heute sind wir gewachsen und konnten neue Arbeitsplätze schaffen. Aber durch das Versagen unserer Politiker rutschen wir nun in eine Krise hinein, die wir nicht wollten, die wir nicht verursacht haben, aber die wir ausbaden müssen.“
Fanny Francke, Unternehmerin: „Beim Brennen von Spirituosen sieht man richtig, wie das Geld in der Luft verbrennt. Papier, Rohmaterialien und Verarbeitung – all die Kosten steigen. Allein Flaschen 15 bis 20 Prozent teurer. Kartonagen 40 Prozent.“
Karl Louis Lehmann, Unternehmer: „Ich beginne meine Führungen in unserer Werkstatt oft mit den Worten: Die Töpferei ist eines der ältesten Handwerke, die die Menschheit kennt. Ich hoffe und wünsche mir, dass das auch in den nächsten Generationen so bleibt und dass unser Handwerk überstehen kann, was jetzt vor uns liegt.“
Uwe Menschner