Vertrauen in die Regionalwährung ’Lausitzer’
Thomas Hempel zeigt einige Lausitzer. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Görlitz/Hirschfelde. Die Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers löste 2008 eine Eruption im weltweiten Finanzwesen aus und selbst der Nachrichtensender ntv räumte dieser Tage in einem Börsenbericht ein, dass das Weltfinanzsystem weiterhin auf völlig tönernen Füßen stehe. Die Gefahren sieht auch Thomas Hempel von der Geschäftsführung der Hirschfelder Greifer- und Stahlbau GmbH (HGS). Doch der Entwickler der Regionalwährung „Lausitzer“ ist vor allem ein pragmatischer und unaufgeregter Geist, den eine christliche Ethik und Gerechtigkeitssinn antreiben. Die häufig vorgebrachte Kritik, das Finanzsystem setze mit Kreditvergaben immer mehr ungedecktes Geld in Umlauf, habe zwar einen wahren Kern, stimme in dieser Absolutheit jedoch nicht. Er könne insofern eine Radikalkritik mancher nicht bedienen, wenn er am 22. April, 15.00 Uhr, in der Görlitzer Brotschmiede in der Langenstraße 32 über das Modell der Regionalwährung „Lausitzer“ referieren wird.
„Es fehlen leider größere Firmen oder vor allem auch Kommunen, die sich der Idee anschließen“, meint er und nennt als Beispiel eines erfolgreichen Modells die Schweizer WIR-Bank. Diese ist aus einem Regionalgeldmodell hervorgegangen. Untersuchungen hätten gezeigt, dass eine Regionalwährung 20 Mal mehr umgesetzt werde als staatliches Geld. Eine Regionalwährung könne das Vertrauen in die heimische Wirtschaft eben natürlich widerspiegeln und führe nicht zu „Nebenwirkungen“ wie Krieg, Naturzerstörung oder Obdachlosigkeit durch Renditerausch. Regionalgeld stehe dennoch nicht im Widerspruch zu einer nationalen Währung oder gar einer Weltwährung. Langfristig sei ein solcher Dreiklang vielleicht sogar der logische Weg in der Währungsgeschichte.
Hempel hofft durch seinen Vortrag Wirtschaftsvertreter und Aussteiger in einer Idee zu versöhnen. Wenn jeder aus seiner Blase komme, dann hätte die Idee das Potenzial auch in größerer Breite zu zünden.
Den Lausitzer hält derzeit vor allem er am Leben. Nicht als eigentlicher Lohn, sondern als Gratifikation, „ganz wie einst in einer Lohntüte“, gibt er den Lausitzer in seiner Firma aus. Da auch die Apotheke und die Fleischerei im Ort mitmachen, gibt es auch reale Geldbewegungen, an denen sich als Exot in Görlitz bislang nur ’Bio im Bahnhof’ beteiligt. Übrigens ist der Gegenwert des Lausitzers gesichert. Wer sich im Verein beteiligt, der die Scheine ausgibt, muss Gegenwerte hinterlegen.