Viel geschafft, aber noch mehr zu tun

Auf dem Dachboden sind die Erfolge des Fördervereins (v.l.n.r.: Jens Bulisch, Markus Berthold, Vorsitzender Veit Steinbach, Dr. Friedmann Görbing) deutlich sichtbar. Dachstuhl und Dielung konnten instand gesetzt werden. In diesem Jahr sollen die Ziergaube
Die Geschichte des Schlosses Schmölln reicht vermutlich bis zum mittelalterlichen Herrensitz zurück. Hier ein kurzer Abriss:
• 1748 bis 1750 lässt der kurfürstlich-sächsische Hofrat Johann Gottfried Matthäi das heutige Herrenhaus solide und schlicht errichten.
• 1945 werden die letzten Besitzer enteignet. Das Rittergut Niederschmölln war Kunstdepot und wird Wohnraum für Flüchtlinge.
• Das Schloss wurde zwischen 1949 und 1989 als Kulturhaus, Bibliothek, Schulungsstätte und Kindergarten genutzt. Die Bausubstanz verfiel. Die oberen Stockwerke wurden Mitte der 1980er Jahre baupolizeilich gesperrt. Der Park verwilderte ebenfalls.
• 1994 verkaufte die Gemeinde das Rittergut an einen Privatmann. Dessen Pläne zerschlugen sich und die Schäden am Dach und dem Gebäude wurden größer. Vandalismus setzte dem Schloss in den folgenden Jahren ebenfalls zu.
• Im August 2010 erwarb der Förderverein Schloss Schmölln das Anwesen und begann mit Sicherungs- und Erhaltungsmaßnahmen.
• Spenden für den Förderverein kann man auf das Konto bei der Kreissparkasse Bautzen, IBAN: DE90 8555 0000 1000 0522 10; BIC: SOLADES1BAT.
Mehr Informationen im Internet unter: www.schloss-schmoelln.de
Schmölln. Es tut sich etwas am Schloss Schmölln. Das Dach ist dicht. Im Inneren des Gebäudes schreitet die statische Sicherung gut vorn. Nach außen sichtbar soll die Ziergaube vielleicht noch in diesem Jahr aufgesetzt werden.
Den Dachboden des alten Herrenhauses erreicht man über zum Teil recht wacklige alte Holzstiegen. Vorbei geht es an dringend sanierungsbedürftigen Räumen. Manche Holzdecke ist einsturzgefährdet und deshalb dürfen einige Fußböden nicht betreten werden.
Unter dem Dach angekommen, eröffnet sich der Blick auf neue Holzdielen und einen neu mit Holzbrettern verkleideten und erneuerten Dachstuhl. Errichtet hat ihn eine Schönbrunner Holzbaufirma, mit der der Förderverein Schloss Schmölln seit vielen Jahren zusammenarbeitet.
Aber noch immer ist nicht alles geschafft. Vereinsvorsitzender Veit Steinbach zeigt auf den Dachstuhl im Bereich des Giebels. Die Latten sind stark verwittert und die Balken teilweise eingebrochen. So sah der gesamte Dachstuhl aus, als der Förderverein im Jahr 2010 Eigentümer des Schlosses wurde. Durch das kaputte Dach war seit Jahren Wasser ins Gebäude gelangt. Die Feuchtigkeit hatte die Holzdecken in den darunterliegenden Etagen zerstört. Große Löcher klafften in den Fußböden. Herabfallender Schutt hatte sogar einen Flügel im Saal unter sich begraben.
„Unsere erste Maßnahme war die Notsicherung des Daches“, erklärt Dr. Friedmann Görbing, dem die historischen Herrenhäuser in der Oberlausitz besonders am Herzen liegen. Große Holzplatten, abgedeckt mit Dachpappe verhindern seitdem, dass weiter Wasser ins Gebäude eindringt. Intensive Vorarbeit war nötig, bis der Förderverein in einem zweiten Schritt mit der statischen Sicherung des Gebäudes beginnen konnte. Maßgabe war dabei, so viel wie möglich der vorhandenen historischen Substanz zu erhalten. Trotzdem mussten 60 Prozent aller Balken ausgetauscht werden. Finanziert wurden und werden die Sicherungsmaßnahmen mit Geldern des Freistaates, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Spenden, Eigenmitteln des Vereins und der Gemeinde.
Das Schloss Schmölln sei bis auf die beschriebenen Schäden in einem erhaltenswerten Zustand, so Friedmann Görbing. Das Mauerwerk ist auch dank der Nutzung des Hauses bis zum Beginn der 90er Jahre meist gut erhalten. Zum Teil sind Reste des alten Treppengeländers und andere Details der Ausstattung vorhanden und können als Vorlage für den Wiederaufbau dienen. Historisch bedeutsam ist das ehemalige Herrenhaus als Vertreter des Spätbarocks. Der Entwurf stammt vermutlich vom sächsischen Hofbaumeister Johann Christoph Knöffel, der auch für Schloss Rammenau verantwortlich ist. Spätere Eigentümer ergänzten den großzügigen Balkon, dessen Brüstung und Geländer noch in diesem Jahr gesichert werden kann.
Die Kreissparkasse Bautzen hat dafür Geld zur Verfügung gestellt. Geplant ist, dass in diesem oder im kommenden Jahr die Ziergaube und zwei Sandsteinplastiken auf das Dach des Herrenhauses zurückkehren. Die Restauration hat Bildhauermeister Rico Wagner übernommen. Damit wäre dann ein weiterer Schritt hin zur Wiederherstellung des mittleren Fassadenteils gemacht. Anhand dieser sogenannten Restaurationsachse will der Förderverein zeigen, welches Potenzial in dem Gebäude steckt und wie eindrucksvoll es sich nach dem Abschluss der Sanierung präsentieren könnte.
In zwei bis drei Jahren soll der Festsaal für Konzerte genutzt werden. Die Tradition der Sommerkonzerte im Schloss Schmölln will der Verein im kommenden Jahr wieder aufnehmen. In diesem Jahr ist es nicht möglich, weil an der parkseitigen Fassade, dem Dach und dem Balkon gearbeitet wird. Aber zum Tag des offenen Denkmals soll im September eine Besichtigung möglich sein.
Für die Zukunft gibt es Pläne in den Obergeschossen des Schlosses und den beiden Nebengebäuden Wohnungen herzurichten. Ein Architekt habe bereits erste Pläne skizziert, so Friedmann Görbing.
Bis es so weit ist, werden die knapp 15 Vereinsmitglieder noch viele Gespräche mit dem Denkmalschutz führen und Fördermittelanträge schreiben. Wöchentlich gibt es mindestens einen Rundgang über die Baustelle. Hinzu kommen Gespräche mit den Firmen und die Planung der weiteren Arbeiten. Doch alle sind zuversichtlich, in drei Jahren die Notsicherung abgeschlossen zu haben und mit der Herrichtung der historischen Bausubstanz beginnen zu können. Erstellt wurde bereits eine Parkentwicklungskonzeption. Die ersten kleineren Arbeiten zur Neugestaltung des barocken Landschaftsgartens gab es bereits. Mit ihm soll ein Kleinod in der Schmöllner Ortsmitte geschaffen werden.