Von Oberbayern in die schöne Oberlausitz
Eine Oberbayerin besucht zum ersten Mal staunend die Oberlausitz. Foto: Christian Hilse
Region. Vor Kurzem – am Wochenende – besuchte mich meine Schwester, die wie ich aus dem Landkreis Starnberg in Oberbayern stammt und dort auch nach wie vor wohnt. Sie kam ein paar Tage hierher und wollte mich sehen, und natürlich auch „wie man hier lebt“, ja – wie es eben so aussieht.
Wir haben ein wirklich gutes Verhältnis, und wir hatten zudem ausreichend Zeit und Ruhe in diesen Tagen. Interessanterweise stellten wir beide fest, dass gerade der Osten Sachsens so gut wie gar nicht im Süden Bayerns bekannt ist.
Sicher, ab und zu – insbesondere in den Ferien – sieht man hier im Landkreis einige Münchener oder anderweitig auswärtige, bayerische Autokennzeichen. Wenn ich aber in meine alte Heimat Tutzing oder Uffing fahre, kennen die Menschen dort die Lausitz so gut wie gar nicht. Viele können sich zudem einfach kaum vorstellen, in die östliche Richtung sozusagen auszuwandern und dort zu leben. Aus Oberbayern in die Oberlausitz, in den wilden Osten des Landes? Ja, das geht, und es geht sogar sehr gut.
Das Schöne war bereits die optimale Jahreszeit sowie das Wetter für so einen Besuch. Herbstliche Farben, Sonnenschein, sehr viel Kultur und insbesondere Architektur. Meine Schwester kam diesbezüglich aus dem Staunen kaum mehr heraus. Wir sahen uns Bautzen und Görlitz im schönsten Herbstlicht an, und auch Zittau. Wir begegneten vielen freundlichen Menschen, wanderten etwas in der Sächsischen Schweiz umher und weilten ansonsten angenehm entspannt in Neukirch. Und es war so schön, zu sehen, wie manches Vorurteil, manche weniger gute Überzeugung allmählich dahinschmolz. Erwartet hatte sie ja eher weniger Schönheit und Freundlichkeit, also – plakativ gesagt – so einige geparkte Rostlauben am Straßenrand und tendenziell mehr heruntergekommene Häuser.
„Unglaublich, wie schön hergerichtet die vielen historischen Gebäude hier sind“, meinte sie später. Und das ist nicht nur in besagten Städten der Fall, sondern sehr oft auch in kleineren Gemeinden. Tatsächlich gibt es so etwas im Westen nicht, jedenfalls nicht so. Trotz allen aktuellen Herausforderungen entwickelt sich ein Prosperieren und Renovieren, welches viele Orte im Landkreis seit Jahren erfasst und auch entsprechend gute Ergebnisse zeigt. Man sehe sich beispielsweise die Entwicklung in Oberneukirch und vielen weiteren Orten und Städten im Osten an. Hätte man es beispielsweise gewagt zu denken, dass nach und nach sämtliche Gründerzeit- und Fabrikantenvillen eines Tages in ihrem alten beziehungsweise in neuem Glanz erstrahlen würden?
Ich berichtete ihr von den vielen guten Erfahrungen mit den Menschen hierzulande, von deren Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit, von gefundenen Freunden sowie erstklassigen und dennoch preiswerten Handwerkern. Das gibt es in Oberbayern – abgesehen von ‚preiswert‘ – natürlich auch noch.
Viele leben gern hier in diesem Kulturkreis. Das hat meine Schwester nach kurzer Zeit verstanden. Zum Abschied sagte sie mir noch, wie schön der Besuch war und dass sie viele einzigartige Eindrücke nach Bayern mitnähme. Das hat mich positiv berührt, denn gute Nachrichten und erbauliche Berichte vom östlichen Deutschland sind immer noch rar gesät.
Aber wir brauchen den Einblick, die Verbindungen und das Verständnis füreinander, hüben wie drüben.
Kommentare zum Artikel "Von Oberbayern in die schöne Oberlausitz"
Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.
Hallo, da ich als Münchner in Oberbayern noch arbeite und während der Schulferien seit 5 Jahren ein Umgebindehaus renovieren... mit viel Eigenarbeit... ist es mir ein Anliegen, ihnen zu schreiben.
Ich bin nämlich auch dabei, Oberbayern und Oberlausitz in mehr Austausch zu bringen.
Ich erlebe, dass in Bayern wirklich wenig Wissen über den Nord-Osten Deutschlands zu finden ist. Über Kirche und Kultur haben sich schon manche Verbindungen ergeben.
Ich trete gerne auch aus der Sicht Bayerns in Gedankenaustausch! Mfg Renate Zunke