Voreilige PR-Arbeit in Sachen der Thora in Görlitz
Diese Thora-Abschnitte sind wohl in großer Eile 1938 mit Schnitten herausgetrennt worden. Foto: Matthias Wehnert
Görlitz. Erst in der letzten Ausgabe hatte der Niederschlesische Kurier berichtet, dass die Stadt Görlitz Teile der am 9. November 1938 aus der Neuen Synagoge verschwundenen Thora-Rolle für das Ratsarchiv übergeben bekommen hat. Sie waren vom Vater des Kunnerwitzer Pfarrers Uwe Mader gerettet worden. Die Stadt will die Fragmente wissenschaftlich aufbereiten und öffentlich ausstellen. Dass sich auch Ministerpräsident beim öffentlichkeitswirksamen Termin in diesem Glanz sonnte, scheint nun voreilig.
Nicht städtisches Eigentum, sondern der Gläiubigen
Radio Lausitz berichtete: Der Vorsitzende des Vereins ’Jüdische Gemeinde Görlitz/Zgo-rzelec und Umgebung’, Alex Jacobowitz, fühlt sich übergangen. Es gehe nicht um städtisches Eigentum, sondern um die ehemalige jüdische Gemeinde in Görlitz. Die nutzbaren Teile sollten in eine neue Thorarolle eingebunden werden und ihren Platz in der Synagoge finden“, bekannte er gegenüber dem Sender. Aus seinem Kreis sei nicht einmal jemand zum Termin eingeladen gewesen.
Die Teile der Thora-Rolle gehören nicht ins Museum!
Radio Lausitz ließ die Beauftragte der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz für Erinnerungskultur und jüdisches Leben Marion Gardei zu Wort kommen. Die Herkunft solle erst genauer erforscht werden. „Die Thorarolle selbst sollte repariert und an die Repräsentanten jüdischen Lebens in Deutschland übergeben werden. Denn die Thora ist das lebendige Wort Gottes. Es gehört in den jüdischen Gottesdienst und nicht in ein Museum“, so Gardei.
Alex Jacobowitz hat die Abschnitte der Thorarolle bereits im Stadtarchiv sichten können.