Vortrag: Ist Freikörperkultur unpolitisch?
Bildungskurs des Bundes der Vereine für Sexualhygiene und Lebensreform, 1920er/1930er Jahre (Privatbesitz Nadine Kulbe).
Bautzen. „Ist Freikörperkultur wirklich eine unpolitische Angelegenheit?“ Dieser Frage geht am Dienstag, 13. Juni, 19 Uhr, im Archivverbund Bautzen Nadine Kulbe vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV) aus Dresden nach.
Anfang des 20. Jahrhunderts war Sachsen eines der wichtigsten Zentren der Naturheilkunde. Verschiedene Vereine setzten sich für eine arzneilose Heilweise durch gesunde Ernährung, Bewegung, Wasser, Licht, Luft und Sonne ein. Die Naturheilkunde war eher eine bürgerliche Erscheinung. Deshalb ist kaum bekannt, dass sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch „Klassenkampf“ sein konnte. Der Verband Volksgesundheit als Vertreter der politischen Naturheilkunde sah die Ursachen von Krankheiten und Leiden in den sozialen und ökonomischen Verhältnissen der Bevölkerung.
Einer der wichtigsten Akteure war der Volksschullehrer Hermann Wolf. Mit dem Verband Volksgesundheit und dessen Zeitschrift bemühte er sich um die Erziehung der Menschen zu gesunden und von den „Fesseln des Kapitalismus“ befreiten Individuen. Im Vortrag von Nadine Kulbe vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV) aus Dresden wird die Geschichte der politischen Naturheilkunde in Sachsen bis in die 1930er-Jahre erzählt und an regionalen Beispielen anschaulich gemacht.
