Waggonbau Niesky im Ganzen verkauft
Die Beschwörung am Werkstor des Waggonbaus Niesky scheint von Erfolg gekrönt. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Niesky. Die Verträge sind unterschrieben und beurkundet: Waggonbau Niesky (WBN) geht als Ganzes an den slowakischen Waggonbauer Tatravagónka aus Poprad (Deutschendorf) in der Zips. „Ein wichtiges Ergebnis unserer Arbeit der vergangenen Monate ist der Erhalt aller rund 300 Arbeitsplätze“, sagte Insolvenzverwalter Dr. Jürgen Wallner am Montag. „Auch aufgrund der erfolgreichen Verhandlungen mit der IG Metall, vertreten durch Jan Otto, und dem Betriebsrat können wir diese gute Nachricht an die Beschäftigten übermitteln.“ Ein weiterer wichtiger Partner in den Verhandlungen war die Insolvenzverwalterin der WBN Zwischenholding GmbH, Bettina Schmudde von der Kanzlei White & Case. Die Besitzgesellschaft ist Eigentümerin des Betriebsgrundstücks in Niesky, weshalb ein Erhalt der WBN in der bisherigen Form nur gemeinsam mit ihr ermöglicht werden konnte. „Mit unseren jetzt abgeschlossenen Verhandlungen haben wir es geschafft, die WBN als Ganzes zu erhalten. Dies ist auch für die betroffenen Gläubiger die sinnvollste Lösung“, erläutert Bettina Schmudde. Die internationale Wirtschaftskanzlei Taylor Wessing hat unter der Federführung des Hamburger Partners Dr. Martin Heidrich beide Verkäufer rechtlich begleitet. „Wir sind sehr zufrieden, dass wir mit der Beratung der Verkäufer zu einem erfolgreichen Verlauf der Transaktion beitragen konnten“, ergänzt Dr. Martin Heidrich. Gesteuert wurde der Verkaufsprozess von Timo Klees und seinem Team von der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. „Nur aufgrund der Zusammenarbeit sämtlicher Beteiligter konnte der Verkauf der WBN gelingen“, so Klees. Einziger Vorbehalt für den erfolgreichen Verkauf: Abzuwarten ist die Fusionskontrollfreigabe durch das Kartellamt, die hoffentlich in einigen Monaten vorliegen wird.
Zukünftig wird WBN ein Teil des Konzerns Tatravagónka, der auf eine fast 100-jährige Geschichte bei der Herstellung von Güterwagen zurückblicken kann. Während dieser Zeit wurden mehr als 130.000 Güterwagen in fast 100 verschiedenen Konstruktionsausführungen hergestellt, was einer Zuglänge von ca. 6.500 km entspricht. Hinzu kommen fast 400.000 Drehgestelle. Gründer des Unternehmens war die Familie Halath, die im Jahre 1922 einen Auftrag zur Reparatur der Güterwagen für die Tschechoslowakischen Eisenbahnen erhielt. 1946 begann die eigentliche Produktion von Güterwagen.
Nachdem Anfang März bereits ein Großauftrag über den Neubau von 160 Schüttgutwaggons über einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag zwischen der K+S AG und dem Waggonbau Niesky (WBN) gezeichnet werden konnte, gelang es dem Insolvenzverwalter Dr. Jürgen Wallner, einen weiteren Vertrag mit einem Logistiker über den Neubau von 149 Autotransportwaggons mit einem Gesamtvolumen von mehr als 23 Mio. Euro abzuschließen. Darüber hinaus konnten weitere kleinere Aufträge mit einem Gesamtvolumen in Höhe von etwa 11 Mio. Euro gesichert werden, deren Erfüllung nach der Insolvenzantragstellung zunächst gefährdet war. Die Produktion in Niesky lief trotz Insolvenz bei guter Auslastung mit 300 Arbeitsplätzen weiter.
Bis Ende März konnte der Insolvenzverwalter insgesamt 13 unverbindliche Angebote von potenziellen Investoren entgegennehmen. Diese wurden ausgewertet, geprüft und mit dem Gläubigerausschuss abgestimmt. Unter den Interessenten befanden sich sowohl strategische Investoren aus dem In- und Ausland als auch Finanzinvestoren.
„Mit Tatravagónka haben wir einen aus unserer Sicht optimalen Käufer für den Waggonbau Niesky ausgewählt“, erklärt Insolvenzverwalter Dr. Jürgen Wallner.