Waldhufen und Vierkirchen werden fusionieren
Waldhufens Bürgermeister Horst Brückner und seine Vierkirchener Amtskollegin Andrea Weise trieben die Gemeindefusion voran. Der Amtssitz der neuen Gemeindeverwaltung wird Jänkendorf (Foto) sein, wo Horst Brückner noch bis Jahresende regiert. Foto: tsk
Am Tag von Europa- und Kommunalwahlen hatten die Einwohner von Waldhufen und Vierkirchen auch über eine avisierte Fusion beider Gemeinden zu entscheiden. Der Rückhalt dafür ist da.
Waldhufen/Vierkirchen. Das gängige Muster in der großen Politik ist geworden, dass diese immer aktivistischer mit der heißen Nadel um über lange Jahre vernachlässige Löcher herumnäht. Auf dem Land geht’s aber auch anders. Abseits der Effektheischerei erfolgt die Partnerwahl mit weit mehr Bedacht.
Horst Brückner stellt gleich zu Beginn des Gespräches mit der Redaktion fest, dass die guten Kontakte beider Nachbargemeinden lange Tradition hätten. Vierkichen, 1994 aus Arnsdorf-Hilbersdorf, Buchholz und Melaune gebildet sowie Waldhufen, 1994 aus Diehsa, Jänkendorf, Nieder Seifersdorf und Thiemendorf ebenso mit einem damals neuen Kunstnamen entstanden, kooperierten schon lange bestens. Gute Erfahrungen habe man zum Beispiel schon heute mit einen gemeinsam unterhaltenen Bauhof, in dem bislang noch erfasst wird, wie viele Arbeitsstunden die Mitarbeiter dies- und jenseits der Autobahn, die grob gesprochen die Gemeindegrenze markiert, verrichten. Oder mit einem gemeinsamen Grundschulbezirk seit 2010. Und dann gibt es da ja auch die evangelische Kirche mit ihrem gemeinsamen „Pfarrsprengel Waldhufen-Vierkirchen“. Der Name des Pfarrsprengels sei so im Grunde auch der Fingerzeig für die Benennung einer gemeinsamen Gemeinde gewesen. „Die offizielle Reihenfolge der Namen brauchten wir so auch nicht auslosen“, witzelt Horst Brückner auf die Frage der Redaktion, ob nicht eine gänzliche Namensneuschöpfung wie Kirchhufen oder Achtkirchen mehr Fantasie gezeigt hätte. Letztlich hätte man ja Vierkirchen um Diehsa, Nieder Seifersdorf, Jänkendorf und Ullersdorf auf Achtkirchen „aufstocken“ können. Überlegungen dazu hätte es auch gegeben, aber die Addition zweier Namen zum Doppelnamen ließ sich besser in den Bürgerversammlungen, die der Abstimmung über die Fusion in allen Orten vorausgingen, behandeln.
Dass die Bewohner Vierkirchens zu 70 Prozent und Waldhufens zu 67 Prozent für die Fusion stimmten, dürfte letztlich ein Ergebnis davon gewesen sein, dass die Partner mit offenen Karten spielten. Die örtlichen Bürgerversammlungen waren von einer Arbeitsgemeinschaft aus je drei Gemeinderäten beider Gemeinden sowie Bürgermeister Horst Brückner und Bürgermeisterin Andrea Weise organisiert worden. „Die Leute kannten sich aus Vereinen, Feuerwehr oder sonstiger Zusammenarbeit“, gibt Horst Brückner zu bedenken. Die höchste Zustimmung gab es mit 85 Prozent übrigens in Arnsdorf am Sitz des Pfarrsprengels und selbst der geringste Zuspruch mit 56 Prozent in Buchholz ist immerhin auch eine Mehrheit. Von dort gibt es allerdings auch die größte Entfernung zum künftigen gemeinsamen Amtssitz in Jänkendorf. Das bisherige Gemeindeamt Vierkirchens in Melaune wird, so sieht es die siebenseitige Vereinbarung über die Vereinigung vor, zum Bürgerbüro, so dass bei den Erledigungen der Vierkirchener vieles beim Alten bleiben kann. Damit das ganze auch offiziell wird, muss natürlich noch die Kommunalaufsicht mitspielen. Die beiden Gemeindeoberhäupter Weise und Brückner rechnen dabei im Grunde nur damit, dass gegebenenfalls aufgrund von Feinjustierungen am Ende nicht der 1. Januar 2025, sondern ein leicht späteres Datum den Zusammenschluss markieren könnte. Und weil die juristische Eventualität noch enthalten ist, gab es für das Foto beim Besuch des Niederschlesischen Kuriers noch keinen Handschlag. „Den machen wir, wenn alles unter Dach und Fach ist“, betonen Andrea Weise und Horst Brückner, die vertrauensvolles Einvernehmen zeigen.
Echte Hindernisse sehen beide nicht, so seien die Steuersätze fast gleich und im Grunde lasse sich immer etwas mit Übergangsfristen regeln. Formal etwas aufwendiger wird es dabei für Vierkirchen, das aus der Verwaltungsgemeinschaft Reichenbach mit Reichenbach und Königshain aus- und fusioniert mit in die Verwaltungsgemeinschaft Diehsa einsteigt, zu der auch Hohendubrau, Mücka und Quitzdorf am See gehören. Ein umgekehrter Weg Waldhufens in die Verwaltungsgemeinschaft Reichenbach war nicht möglich, da die Verwaltungsgemeinschaft Diehsa sonst zu einwohnerschwach geworden wäre.
Die Gemeindefusion bringt für Waldhufen und Vierkirchen übrigens eine höhere Schlüsselzuweisung vom Land mit sich. „Wir stehen dann um etwa 200.000 Euro im Jahr besser da“, gibt Horst Brückner zu bedenken. Das sei zwar ein I-Tüpfelchen und nicht Hauptmotiv, aber er räumt ein, dass es im Grunde unschön ist, dass der Gesetzgeber einen verstecken Druck zu Großgemeinden aufbaut. Er selbst wird damit jedenfalls nicht mehr mitwirken, denn mit der Gemeindefusion ist für den Thiemendorfer, der zunächst seinem Heimatort als Bürgermeister vorstand, ab 1992 Jänkendorf und mit der Fusion von 1994 Waldhufen, dann Schluss. Andrea Weise hält sich hingegen über ihre Zukunft noch bedeckt.
In der ersten gemeinsamen Gemeinderatssitzung soll entschieden werden, ob das Bürgermeisteramt haupt- oder ehrenamtlich geführt wird. 14 Waldhufener Räte und elf aus Vierkirchen sind dann zusamengeschlossen. Dass Vierkirchen nicht zwölf einbringt, liegt daran, dass die AfD einen Sitz mehr holte, als sie Kandidaten aufstellen konnte.
Auf die Einwohner komme 2025 im Grund nur zu, dass die vorhandenen Ausweise und Reisepässe einen neuen Gemeindeaufkleber erhalten werden. „So etwas kann man an einem Sonnabend dann auch mal für die gesamte Gemeinde in einer Sonderaktion machen. Aufkleber mit Siegel drauf – fertig. So wurde das 1994 auch gemacht, als wir uns damals zu Waldhufen zusammengeschlossen haben“, sieht es Horst Brückner entspannt.