Wandern durch das Reich der Kobolde
Gesine und Jens Lehmann (die nicht verwandt sind) blicken erwartungsvoll der Einweihung des Koboldsteiges entgegen. Foto: Carmen Schumann
Rachlau. Viele Sagen ranken sich um den Czorneboh, auch „Schwarzer Gott“ genannt. Es gibt hier ein Teufelswaschbecken, einen Teufelsfuß und ein Teufelsfenster. Alles Felsformationen. Das Teufelsfenster hat noch eine andere Bezeichnung. Hinter dem „Fenster“ soll sich die Koboldkammer befinden, in der Kobolde die Schätze des Czorneboh hüten. Die Legenden um den Berg waren Anlass, einen neuen Wanderweg zu entwickeln, der den Namen „Koboldsteig“ erhielt. Erste Ideen dazu gab es bereits vor zwei Jahren, als die Freiwillige Feuerwehr Rachlau im kleinen Rahmen – wegen der Corona-Pandemie – ihren 100. Geburtstag feierte. Denn der Wanderweg, den es in seinen Grundzügen bereits gab, war ziemlich verwildert und schlecht markiert. Die Feuerwehrleute baten ihre Gratulanten um Geldspenden, um damit den Grundstock für die Erneuerung des Wanderweges zu legen. 2.500 Euro kamen damals zusammen, die die Gastfeuerwehren und Unternehmen aus der Gemeinde spendeten. Um das Vorhaben Wirklichkeit werden zu lassen, waren Fördermittel nötig. Sie wurden eingeworben aus dem Regionalbudget des Landes Sachsen und aus Mitteln des Bundes zur Förderung des zweisprachigen Raumes. Die Starttafel mit allgemeinen Erläuterungen ist deshalb auf Deutsch und Sorbisch gehalten. Alle anderen Tafeln tragen zumindest den Titel der jeweiligen Station auf Sorbisch.
Der Wanderweg ist insgesamt acht Kilometer lang und hat 13 Stationen. Drei Tafeln befinden sich am Start- und Zielpunkt am Dorfplatz in Rachlau, wo sich auch der Spielplatz befindet. Um zum Inhalt der Tafeln zu recherchieren, hat sich Gesine Lehmann durch einen ganzen Stapel von Büchern gewühlt. Die Rachlauerin hat auch bereits Stücke für die Dorffeste geschrieben. Sie informierte sich über die Sagenwelt des Czorneboh, über Flora und Fauna, aber auch über Persönlichkeiten, die sich um den Czorneboh verdient gemacht haben. So hat beispielsweise der Rechtsanwalt Carl Gottlob Stephan den Berg rund 3.000 Mal bestiegen. Auf dem Gipfel wurde ihm deshalb ein Denkmal errichtet. Robert Walde und sein Sohn Carl Franz Friedrich Walde sorgten dafür, dass der Wald am Czorneboh naturnah ausgebaut wurde. Sie pflanzten einen Mischwald, der sich heute zu einem geschützten Baumbestand gemausert hat. Der Bautzener Oberbürgermeister Konrad Johannes Kaeubler sorgte dafür, dass die Forstwege ausgebaut wurden und erweiterte den Stadtwald von Bautzen beträchtlich. Einer der Forstwege erhielt daher den Namen Kaeubler-Straße. Die Info-Tafeln entlang des Kobaldsteiges wurden von der Firma Spreedesign gestaltet. Die Koboldfigur hat man sich schützen lassen.
Am Sonnabend, dem 3. Juni wird der Koboldsteig feierlich eingeweiht. Die Veranstaltung beginnt um 14 Uhr am Dorfplatz. Für alle großen und kleinen Wanderfreunde wurde eine Kurzwanderung über einen Kilometer vorbereitet, der vor allem für Kinder allerlei Betätigungsmöglichkeiten bereit hält. „Einige Anwohner stellten dafür dankenswerter Weise ihre Garagen zur Verfügung“, freut sich Jens Lehmann, Leiter der Ortsfeuerwehr. Zur Einweihung liegt eine Broschüre bereit, die in einer Auflage von 200 Stück gedruckt wurde. Am Abend findet ab 19 Uhr eine Wanderhüttengaudi mit den Baschützer Blasmusikanten statt. Am Sonntag, an dem dann erstmals der 8 Kilometer lange Rundweg in Angriff genommen werden kann, findet zudem ein Feuerwehrwettkampf statt.