Warum der Wald brennt und warum nicht
Besonders im vom Borkenkäfer beschädigtem Wald gibt es viel trockenes Brennmaterial. Foto: Benjamin Vogt
Region. Der verheerende Waldbrand in der Sächsischen Schweiz beschäftigt auch die Oberlausitzer. Im Gespräch mit dem ehemaligen Leiter der Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz, Dr. Dietrich Butter, versuchten wir zu klären, was die Ursachen für einen Waldbrand sind und was jeder von uns leisten kann, damit die Wälder in unserer Region von einem Inferno verschont bleiben.
„Waldbrände gab es schon immer“ leitet der pensionierte Forstwissenschaftler das Thema auf seiner Terrasse in Neschwitz ein. Aber er betont gleich darauf, dass es verschiedene Faktoren gibt, welche die gegenwärtige Häufung und Intensität begünstigen. Damit wären wir bei der Kernfrage: Warum brennt der Wald eigentlich? Dietrich Butter sieht dabei drei Hauptursachen für das Phänomen.
„Zuerst muss etwas da sein, was brennt“. Das leuchtet ein, ist aber ein wichtiger Punkt. Weil jeder, der schonmal Feuer gemacht hat, weiß, dass Holz nicht gleich Holz ist und und man mit einem Streichholz schlecht einen Stamm anzünden kann. Und da auch ein Wald nicht gleich ein Wald ist, hat er je nach seiner Art unterschiedliche Brennwerte. Ein Erlenwald in einer feuchten Niederung wird deutlich schlechter brennen als ein Kiefernforst auf einer sandigen Anhöhe. Neben dem Ort, wo ein Wald steht, ist also auch entscheidend, wie er bepflanzt ist, wie viel Niederschlag fällt, wie der geologische Untergrund ist. Früher war es übrigens so, dass ein Fichtenforst im Frühling am gefährdetsten war. Wenn das Gras noch nicht grün ist und viel trockenes Altgras den Boden bedeckt, reicht schon ein Funke um dieses zu entzünden. Ähnliches gilt heute für die käfergeschädigten Bestände mit ihren Massen an abgestorbenen Nadeln, Zapfen und Reisig. Wenn viel kleines Material im Wald liegt, steigt also auch die Gefahr, dass dort ein Funke reinfällt und das ganze entzündet.
Der zweite Punkt, viele werden es ahnen, ist das Wetter. Natürlich gab es auch schon früher trockene Perioden . Aber die Tendenz der letzten Jahre, dass es immer noch trockener und wärmer wird und dass diese Trockenperioden gerade sehr lang sind, sorgt nicht nur im Vorgarten für Probleme, sondern auch im Wald. Denn gießen, sprich Regen, bringt hier nicht viel: „Der Regen, der im Sommer fällt, dringt nicht durch die oberen zehn Zentimeter und erreicht damit die Wurzelschichten, die dreißig Zentimeter unter der Erde losgehen, nicht“, erläuter der ehemalige Forstamtschef. Entscheidend für den Wald ist die Bodenfeuchte, und die entsteht in erster Linie durch den Schnee und nicht durch den Regen. Wenn es zu wenig schneit, gibt es im Frühjahr keine durchnässten Böden und damit sinkt der Grundwasserspiegel und die Bodenfeuchte nimmt immer mehr ab. Es gibt zwar Baumarten, die das gut wegstecken, wie die Kiefer oder die Eiche. Aber in der sächsischen Schweiz, wie auch im Oberland stehen oder stehen nicht mehr hauptsächlich Fichten und Buchen, die mehr Wasser brauchen und damit auch eher Probleme bekommen, wenn der Bodenhaushalt aus den Fugen gerät.
Der dritte Faktor ist der Mensch. Und da kann der ehemalige Verwaltungschef vom Nationalpark natürlich aus dem Nähkästchen plaudern, denn mit diesem hatte er viel zu tun. Gerade in der Sächsischen Schweiz ist offensichtlich, wie sehr Abenteuerurlaub in der Natur, Klettern, Outdoortourismus und dergleichen in Mode gekommen sind und sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreuen. An sich ist das etwas positives, wenn die Menschen raus in die Natur gehen und dort etwas unternehmen. Allerdings wissen offensichtlich viele nicht mehr, wie man sich im Wald und auf der Heide verhält. „Es gab in meiner Dienstzeit jedes Jahr bis zu 20 Brände im Nationalpark“, welche hauptsächlich durch Lagerfeuer und weggeworfene Kippen entstanden sind. Während früher der Funkenflug der Dampfloks und die Übungen des Militärs die Hauptursachen für Waldbrände waren, sind es heute leichtsinnige Waldbesucher, die bei Ermahnung noch alles besser wissen. Glasscherben, die auf dem Boden liegen und das Licht bündeln, sind übrigens nach Untersuchungen nicht wirklich in der Lage, den Wald anzuzünden.
Was bleibt also als Fazit? „Ich wünsche mir von den Leuten, dass sie einfach nicht im Wald rauchen, geschweige denn Feuer anzünden“, betont Dietrich Butter zum Ende des Gesprächs. Dann ist auch das Material auf dem Waldboden nicht das große Problem. Und dann könnte man sich die riesigen Kosten, den Aufwand und den Kampf sparen, die ein Waldbrand verursacht.