Warum Malschwitz einen besonderen Hochzeitszug hat
Die Vogelhochzeit in Malschwitz wird in der evangelischen Tracht gefeiert. In diesem Jahr waren die Kinder auch zu Gast beim Ministerpräsidenten. Foto: Patricia Haas
Malschwitz. Überall in der Region wird die Vogelhochzeit gefeiert. Und zahllose Einrichtungen organisieren mit viel Engagement diese Veranstaltungen. Der Hochzeitszug in Malschwitz ist dabei etwas ganz besonderes. Dort findet seit 17 Jahren der einzige Hochzeitszug in der evangelisch-obersorbischen Tracht statt. Diese Tracht ist, grob gesagt, etwas schlichter als die Katholische und baut sich hauptsächlich auf die Grundfarben schwarz – weiß – grün auf. Geschaffen wurde die Bekleidung für den Hochzeitszug in den Jahren 2005 und 2006 von einer ABM-Kraft bei der Domowina. Inzwischen werden sie von Petra Kuppke aus Räckelwitz betreut. Diese hat in diesem Jahr auch nochmal vier neue Trachten geschaffen. Doch wie kommt es dazu, dass ausgerechnet Malschwitz diese Besonderheit aufweisen kann? Der Grund dafür ist der Witaj-Kindergarten „K Wodnemu Muzej“ (Zum Wassermann). Dieser hat sich als Ziel gesetzt, besonders die sorbische Kultur und Sprache zu pflegen und zu vermitteln. Und das geschieht aktuell bei einer fast ausschließlich deutschen Kinderschar. Deren Eltern haben offenbar ein großes Interesse daran, ihrem Nachwuchs die ganze Bandbreite der Oberlausitzer Kultur nahezubringen. Und dazu gehört eben auch das Sorbische. Da Malschwitz evangelisch geprägt ist, findet der Vogelhochzeitszug in der evangelischen Tracht statt. Was auch deswegen interessant ist, weil das Obersorbisch – Evangelische Leben ansonsten mehr oder weniger nicht mehr sichtbar ist, im Gegensatz zu den Katholiken. Die Leiterin der Kindertagesstätte, Barbara Krahl, betonte im Gespräch, wie wichtig sie die praktische Ausübung der Traditionen für deren Erhalt findet: „Man muss es leben, sonst ist es weg“. Wer sich den Zug ansehen will, kann das am Sonntag, 29. Januar. Dann ziehen die Kinder um 15.00 Uhr vom Kindergarten zum „Wassermann“. Dabei ist das dann schon der zweite Auftritt. Denn bereits am 25. Januar waren die Malschwitzer Kinder in der Dresdener Staatskanzlei, um dem Ministerpräsidenten ein Stück Oberlausitzer Kultur nahezubringen. In Malschwitz wird ersichtlich, dass Traditionen wieder belebt werden können, wenn man denn das nötige Engagement aufbringt. Auch Barbara Krahl ist es ein Herzensanliegen, die Dinge nicht einfach sterben zu lassen. Und sie betont dabei die Eigenverantwortung der Menschen mit den Worten: „Wenn nicht wir, wer dann“.