Was eine kaputte Kamera über die Menschen sagen will
Anhand der Kamera Sonny werden spielerisch Thesen über das menschliche Miteinander entwickelt. Foto: Miroslaw Nowotny
Bautzen. Das Jahr: 2032. Der Ort: ein Schrottplatz. Hier lebt Sonny. Sonny sieht nichts mehr und wurde einfach weggeschmissen. Achso: Sonny ist eine Kamera – mit kaputtem Visier! Und wer braucht so etwas schon.
So wird Sonny auch von den anderen Kameras und elektrischen Geräten immer wieder belästigt und gemieden und verbringt die meiste Zeit allein, versucht vergebens den Verschluss vor ihrem Auge zu öffnen und gießt traurig ihre Blume. Mit deren Blüten bezahlt sie regelmäßig an der großen Steckdose dafür, ihre Batterien mit dem wertvollen Saft des Lebens aufzuladen.
In dieser Routine lebt Sonny bis plötzlich ein neuer Gegenstand auf dem Schrottplatz ankommt und alle Hierarchien auf den Kopf stellt. Es ist ein Kartenlesegerät, welches die SD-Karten seiner Mit-Maschinen will. Bezahlt wird nun mit Erinnerungen, welche unwiederbringlich an den neuen Mächtigen abgegeben werden müssen. Nur eine Kamera interessiert den Kartenleser nicht: Sonny, denn die sieht ja nichts. Wird Sonnys Fluch zum Segen? Wie wichtig sind Erinnerungen für unsere Persönlichkeit? Was bedeutet es, anders zu sein und zu fühlen?
Nachdem Nicola Bremer pandemiebedingt zwei Jahre in Kameras starren musste, taucht er jetzt in das Gefühlsleben dieser Geräte ein und schafft eine berührende Allegorie auf die Menschheit. Cineastische Momente treffen auf Objekttheater.
Premiere ist am Sonntag, 9. Oktober, um 19.30 Uhr im Burgtheater.