„Was machen die da?“
Nicht ins Nachbarfeld links oder recht, sondern 12,80 m gegenüberliegend liegt im Görlitzer Stadtpark oft das Feld, das die Crossmintonspieler zu treffen versuchen. Foto: Norbert Frömter
Crossminton kann man bei einer „Blackminton-Party“ unter Schwarzlicht auch bei Dunkelheit spielen, wenn Schläger, Speeder sowie Spielfelder fluoreszierend sind. Foto: Norbert Frömter
Die Neißespeeder holen drei Titel bei den Deutschen Meisterschaften im Crossminton. Aber was verbirgt sich eigentlich hinter dieser Sportart?
Görlitz. Im Görlitzer Stadtpark staunen immer wieder Passanten, wenn sie Spieler mit Schlägern, aber ohne Netz im Wettkampf erspähen. Das ist keine Seltenheit, denn der neue Trendsport lässt sich überall spielen und Görlitz ist eine echte Hochburg! Gleich vier Mannschaften der 1. Bundesliga Staffel Ost – einer von vier Gruppen – kommen aus der Oberlausitz. Zwar hat Bautzen dabei noch nicht Nase vorn, doch drei Titel bei der Deutschen Meisterschaft in Dresden im September sprechen für die Görlitzer Aktiven.
„Erst 2001 wurde in Berlin die junge Trendsportart ’Speedbadminton’, die seit 1. Januar 2016 ’Crossminton’ heißt, erfunden“, berichtet Norbert Frömter, der das Spiel nach Görlitz brachte, über die Mischung aus Tennis, Squash und Badminton. Alles was man dazu benötigt, sind zwei Schläger sowie einen federballähnlichen „Speeder“, der bis zu 260 km/h erreichen kann. Diesen hält man im Spiel, wenn man das gegnerische Zielfeld von 5,50 m im Quadrat trifft, das vom eigenen 12,80 m entfernt ist. Für das Spiel im Freien konzipiert, sind die Speeder sehr windstabil und fliegen bis zu 30 Meter weit.
Etwas kurios ist die Zugehörigkeit der Neißespeeder 09 zu den Schwerathleten des NSAC Görlitz e.V. „Aber wir fühlen uns im NSAC pudelwohl. Als wir einen Verein suchten, der eine Abteilung Crossminton aufzunehmen bereit war, sind wir hier gut gelandet“, meint der Pionier Frömter. 22 Erwachsene und 26 Minderjährige sind hier aktiv. Doch beim Alter gibt es nach oben keine Grenze. Obwohl der Freizeitspaß sich überall mit der leichten Markierung des Spielfeldes herstellen lässt, sind die Neißespeeder auch Fans des Erfolges.
„Von Anfang an waren wir bemüht, sportliche Wettkämpfe mit Sportlern anderer Nationen durchzuführen. Bereits 2010 haben wir die Offenen Sächsischen Meisterschaften in Görlitz ausgerichtet, ebenso 2012, 2014 und 2017“, so Frömter. 2016 fand das erste internationale Kinder-und Jugendturnier, der Neisse-Junior-Cup, in Görlitz statt, zu dem auch Aktive aus Polen, Kroatien und der Ukraine kamen. 2019 wird es eine erneute Auflage dieses Ereignisses geben.
Seit vier Jahren wird der neue Sport sogar im Rahmen der Ganztagsangebote an der Neißegrundschule angeboten. Dies nutzen auch polnische Schüler und seit 2017 findet dieses Training im Sportzentrum Zgorzelec statt. „Dabei ist es uns besonders wichtig, jedem Nachwuchsspieler die Möglichkeit zur Teilnahme an deutschlandweiten und internationalen Turnieren zu ermöglichen“, so Frömter.
Der damals 14-jährige Arne Przykalla konnte 2017 die zwei wichtigsten Turniere in Deutschland, die German Open und die Deutsche Meisterschaft in seiner Altersklasse gewinnen. Der amtierende U16-Meister kehrte nun mit der Titelverteidigung aus der Dresdner Erdgas-Arena zurück. Ehrgeizig und voll konzentriert wiederholte er seinen Erfolg im Endspiel gegen Lucas Richter von den „Erzgebirgsspeedys“ aus Marienberg.
Doch es gab zwei weitere Titel für die Görlitzer. Die beiden U12-Neißespeeder Dustin Tempel und Max Träger erreichten jeweils als Gruppenerste, ohne auch nur einen Satz abzugeben, das Halbfinale. Während sich Dustin Tempel in zwei Sätzen gegen Ricardo Mühle aus Marienberg durchsetzen konnte, musste sich Max Träger seinem Gegner Doran Erler, ebenfalls Marienberg, knapp 1:2 geschlagen geben. Das packende Finale zwischen Dustin Tempel und Doran Erler entschied am Ende der Neißespeeder mit 2:0 für sich.
Auch die U14-Jungen konnten glänzen. In ihrer Konkurrenz schafften es Franz Martin als 2. und Niels Wagner (Bronze) am Ende aufs Treppchen. Von den Görlitzer Ü50-Herren musste Uwe Przykalla im entscheidenden Spiel gegen den Hamburger Hartmut Stanszus die Segel streichen, schaffte es aber auch auf den 3. Platz.
Da bei den Ü40-Damen mit Michaela Liebe und Steffi Przykalla beide ihre jeweiligen Spiele gegen die Konkurrenz erfolgreich bestreiten konnten, war das direkte Aufeinandertreffen der Görlitzerinnen plötzlich ein echtes Endspiel, bei der Michaela Liebe in zwei Sätzen den dritten Titel an die Neiße holte.â