Was passiert mit den Milchkannen nach dem Osterschießen?

Osterschießen in Obercunnersdorf. Jedes Jahr ab 4.00 Uhr Morgens wird am Ostersonntag aus Milchkannen geböllert. Foto: Team Osterschießen Obercunnersdorf
Oberlausitz. Die Böllerschüsse des Osterschießens waren auch dieses Jahr in der Nacht und in den frühen Morgenstunden am Ostersonntag in den Dörfern der Oberlausitz nicht zu überhören. Der laute Rumms mit traditioneller Bedeutung ist genau das gleiche wie ein Experiment aus dem Chemieunterricht, nur mit mehr Wirkung. Unentbehrlich für das Geschehen sind Milchkannen. Viele fragen sich, ob die Milchkannen dann eigentlich zerschossen sind, denn der laute Knall lässt das tatsächlich vermuten. „Die Liebhaber der beliebten Trödelgegenstände können aber ganz beruhigt sein, denn die Kannen werden Jahr für Jahr wiederverwendet“, erzählt Robert Beulke vom Team ’Osterschießen in Obercunnersdorf’. Seine Kanne hatte dieses Jahr sogar ein stolzes Jubiläum. Zum 15. Mal wurde sie an einen Berghang gebracht und mit vielen anderen Kannen zum Böllern aufgereiht. An allen anderen Tagen können die Milchkannen vom Osterschießen wieder ihrer zeitgemäßen Bestimmung nachkommen und als Dekogegenstände an vergangene Zeiten erinnern. „Was allerdings nicht mehr funktioniert, ist die Aufbewahrung oder der Transport von Milch. Die Kannen haben an ihrem Boden nämlich ein Loch, damit sie zum Osterschießen geeignet sind“ verrät Martin Streit, Mitorganisator der Traditionsveranstaltung.
Gefüllt werden sie mit einem etwa faustgroßen Stück Calziumcarbid, kurz Karbid, und einer kleinen Menge Wasser. Nach dem Verschließen des Gummideckels setzt das Experiment aus dem Chemiebaukasten ein, Karbid reagiert mit Wasser und entwickelt ein hochentzündliches Gas. Wenn der ‚Sprengmeister’ nun eine brennende Fackel an die Öffnung am Boden hält, will das Gas entweichen und sprengt den Deckel mit einem dumpfen Knall ab. „Bei uns wird auch in einer Disziplin geschossen, dem Milchkannendeckelweitschießen vor Publikum. Der Dorfrekord liegt bei 85 Metern“, sagt Paul Kießling. Er ist als dritter Organisator im Team Osterschießen mit seinem Unimog für den Transport von Kannen und Material zur Obercunnersdorfer Buschwiesenquelle, abseits befestigter Straßen, verantwortlich.
Begleitet wird das Osterschießen meist durch ein Beisammensein am Lagerfeuer. Ist dieses am Ostersonntag dann erloschen, werden die Kannen wieder mit dem Unimog eingesammelt und warten auf ihren Einsatz beim nächsten Osterfest.