Wehmut der Tagebaulandschaft wird in Altliebel greifbar
In der Aussichtshütte finden sich Infos zur Rekultivierung Foto: Till Scholtz-Knobloch
Für Fußgänger und Radfahrer leicht aus Richtung des Fledermausturms bei Neuliebel zu erreichen, ist der Aussichtspunkt „Altliebeler Höhe“ im Tagebau Reichwalde am 29. Juli eröffnet worden.
Altliebel/Neuliebel. Mit 146 Metern über Normalnull bildet die „Altliebeler Höhe“ eine erkennbare Erhebung von über 10 Metern in der neu geschaffenen Landschaft im Rekultivierungsgebiet des Tagebaus. Von ihrer Kuppe aus können Besucher nun weit über die Kippen sehen, die die Förderbrücke F60 in Rippen hinter sich abgeworfen hat, und in den kommenden Jahren die bergbauliche Rekultivierung, also das Auftragen des oberen Bodens durch den Absetzer und die Formung der späteren Landschaft beobachten. Ab 2025 erfolgt dann auch die schrittweise Rekultivierung der Flächen, auf denen einmal vorrangig Wald entstehen wird. Mit dem Abschluss dieser Arbeiten könnte man 2027 rechnen.
Wir nach Neuliebel einbiegt, stößt kurz hinter dem Ort und dem renaturierten Schöps auf den „Fledermausturm“. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Gleichzeitig mit dem Aussichtspunkt ist ein insgesamt 20 Hektar großes Areal zwischen Neuliebel und der Kastanien-Allee des ehemaligen Altliebel, die im Rekultivierungsgebiet ihre Fortsetzung findet, für Besucher zu Fuß oder mit dem Rad geöffnet worden. Auf einem Rundweg von etwa 1,6 Kilometer Länge können sie sowohl den rekultivierten Tagebaurandbereich, als auch einen Teil der rekultivierten Kippe erkunden, wo sich nach entsprechendem Bodenauftrag wieder eine für diese Lausitzer Gegend typische Heidelandschaft etablieren soll.
„Mit der Eröffnung des Aussichtspunktes „Altliebeler Höhe“ setzen wir fort, was wir im vergangenen Jahr mit dem Gelände am Geisendorfer Berg in Welzow-Süd und am Schweren Berg in Weißwasser begonnen haben: Wir lösen das Versprechen ein, den Anwohnern der Tagebaurandgemeinden und ihren Gästen frühzeitig Landschaft zurückzugeben, die zuvor vom Tagebau für die Kohleförderung in Anspruch genommen worden war“, sagt Ralf Agricola, Leiter der Rekultivierung beim Bergbaubetreiber LEAG. „Wir wollen den Besuchern die Möglichkeit geben, sich direkt vor Ort ein Bild von der Sorgfalt und der Vielfalt zu machen, mit der wir im Lausitzer Revier Rekultivierung betreiben und Flächen wieder nutzbar machen. Im Tagebau Reichwalde besteht zudem die Besonderheit, dass die Besucher diesen Prozess von Anfang an verfolgen können.“
Der Ort Altliebel hatte zwischen 1989 und 1995 für den heranrückenden Tagebau umgesiedelt werden müssen – so wie auch Viereichen, Mocholz und Zweibrücken. Auch daran soll die „Altliebeler Höhe“ erinnern, während etwas verwirrt, dass die kleine Siedlung Nappatsch zum Gedächtnis an Altliebel nun deren Namen trägt.
In unmittelbarer Nachbarschaft zur Aussichtshütte, die von einem ehemaligen Aussichtspunkt hierher versetzt wurde, deuten aus Steinen gebildete Rechtecke die Grundrisse der früheren Höfe des ursprünglichen Altliebels an.