Weihnachten allein, aber nicht einsam
Der Beruf von Karin Baudach prägt ihr Leben und das zeigt sich gerade auch an Heiligabend. Foto: Peggy Dittrich
Jeder verbringt die Advents- und Weihnachtszeit ganz individuell nach seinen Vorstellungen. Bei Karin Baudach aus Lawalde, Jahrgang 1966, Pfarrerin im Kirchspiel „Oberes Spreetal“, stellen sich die ersten himmlischen Gefühle schon im August ein.
Das Räuchermännchen darf bei Pfarrerin Karin Baudach in der Weihnachtszeit nicht fehlen. Foto: privat
Lawalde. „Es ist echt lustig, denn es passiert jedes Jahr wieder. Wenn die Sommerferien vorbei sind, denke ich automatisch öfter an Weihnachten. Was wirst du dieses Jahr predigen?“ Mit dieser Frage im Hinterkopf durchlebt Karin Baudach den Herbst und nicht selten fällt ihr tatsächlich eine Situation, ein Lied oder ein Gespräch in den Schoß, das sich zur Verdeutlichung der Heilig-Abend-Botschaft eignet.
Ihr zu Hause schmückt die Pfarrerin dagegen eher spät aus: „Ich gebe mir Mühe, es rechtzeitig zum ersten Advent zu schaffen, wenigstens einen Teil meiner kleinen Herrnhuter Sterne in die Fenster zu hängen und mir einen Kiefernstrauß zu besorgen, den ich mit Lichtern und Strohsternen schmücke. Der bleibt über Weihnachten stehen.“ Und weiter: „Wo ich mir die Kiefernäste besorge, behalte ich lieber für mich. Mit Fahrzeit dauert das schon einige Stunden. Dafür nehme ich mir Zeit, das ist wie ein kleines Ritual.“
Den Schmuck legt Karin Baudach recht schnell an. Die Tage vor dem ersten Advent sind bei ihr dienstlich immer sehr gut gefüllt und Samstag ist bei ihr ein voller Arbeitstag mit Predigt- und Gottesdienstvorbereitungen, „sodass ich erst am Abend Zeit habe. Vor Weihnachten ändere ich am Schmuck dann auch nicht mehr viel.“
Die Pfarrerin selbst stellt keinen Weihnachtsbaum auf: „Vielleicht später einmal im Ruhestand – und dann wahrscheinlich eine Kiefer wegen des schönen Duftes.“
Geschenke stehen bei ihr privat zu Weihnachten im Hintergrund: „Ich habe gute Freunde, denen ich gern im Laufe des Jahres etwas schenke, wenn sich die Situation dafür ergibt. Zu Weihnachten mache ich mir Gedanken, wem man in der Gemeinde etwas schenken könnte, zum Beispiel, um ihn für einen ehrenamtlichen Dienst zu danken.“
Karin Baudach freut sich über Weihnachtskarten und Briefe: „Leider ist es mir nicht möglich, mit allen lieben Menschen, die ich im Laufe der Zeit kennengelernt habe, einen regelmäßigen Austausch zu pflegen. Weihnachten ist aber der beste Termin, um einander einen Gruß zu senden und voneinander zu hören.“
Seit 2020 gehören ein paar Tränen und die Fahrt zum Friedhof nach Klix für Karin Baudach zum Weihnachtsfest dazu: „ Damals verstarb einen Tag vor Heiligabend meine 91-jährige Mutter an Corona. Nie habe ich die Trostkraft von Weihnachten mehr gespürt als in diesem Coronajahr. Auf dem Sofa zu liegen und eine CD mit den Advents- und Weihnachtschorälen zu hören, das war und ist bis heute Balsam für meine Seele.“
Zwei dürfen bei ihr in der himmlischen Zeit jedenfalls nicht fehlen – einer der Weisen aus dem Morgenland, der sie seit Kinderzeiten als Räuchermännchen begleitet, das ist ihr liebstes Weihnachtsschmuckstück. Und Kommissar Dupin muss da sein. „An den Feiertagsnachmittagen in der warmen Stube zu sein und eine neue Hörbuchkrimifolge zu hören, ist wunderbar“, sagt sie.
Beruflich und privat ist bei ihr Weihnachten nicht zu trennen: „Das hilft mir aber sehr, sich an diesem Familienfest nicht einsam zu fühlen.“ Ihr Beruf prägt ihr Leben und das zeigt sich gerade auch an Heiligabend: „Vormittags gibt es noch das ein oder andere mit den Mitarbeitern abzusprechen. Zum Mittag gibt es bei mir Kartoffelmus, Rührei und Sauerkraut. Wenn es gut läuft, reicht die Zeit noch für ein kleines Nickerchen. Dann stelle ich die Stiefel auf die Heizung, damit sie schön warm sind, packe die Tasche mit Predigtmappe, Talar und Geschenken, trinke einen Schluck Kaffee und dann geht es mit dem Auto zur ersten Christvesper.“ Und sie fährt fort: „Wenn ich am Abend nach zwei Christvespern nach Hause komme, wärme ich mir als erstes die kalten Füße, brate mir eine Bratwurst und setze mich danach gemütlich hin, um in aller Ruhe die Weihnachtspost zu lesen, die ich bis dahin ungeöffnet lasse. Ich lebe allein und mir bekommt es am besten, an Heiligabend nach den Diensten auch allein zu sein.“
Karin Baudach ist in Bezug auf Geschenke ziemlich anspruchslos: „Ein Präsent meiner Eltern aus meinen Kindertagen halte ich aber in Ehren: Es muss in den 80er Jahren gewesen sein, als im Hausflur des Eisenbahnerhauses in Sdier, wo ich aufgewachsen bin, an Heiligabend ein blaues Diamantfahrrad stand. Ich fahre es bis heute. Ich bewege mich eben noch mit echter Muskelkraft – und darum darf ich zu Weihnachten auch mal einen leckeren Entenbraten genießen, zu dem ich mich an den Feiertagen gern bei Freunden einladen lasse.“
Fitness ist ihr ohnehin wichtig, „nicht wegen des guten Weihnachtsessens, sondern weil ich viel sitze – am Schreibtisch, im Auto und bei Sitzungen. So muss es an den Weihnachtstagen unbedingt einige schöne lange Spaziergänge geben.“ Karin Baudach wünscht Ihnen allen frohe und gesegnete Weihnachtstage und dies ganz besonders denen, die Weihnachten allein, trauernd oder krank sind: „Jesus ist bei Ihnen. Er schenkt Trost und Hoffnung. Er bewahrt uns nicht vor aller Not, aber er hilft in der Not. Und allen, die arbeiten müssen, wünsche ich Augenblicke mit echter Weihnachtsfreude inmitten der Arbeit!“