Wenn bei Schenkungen das Herz aufgeht ...
Die Schale des Zittauer Goldschmiedes Martin Ortscheid um 1700 (Bildmitte) – mit Spenden des Ehepaars Birgit und Steffen Bollmann erworben – war den Städtischen Museen Zittau aus dem Kunsthandel angeboten worden. Foto: Stadtmuseum Zittau
Schenkungen bereichern die Sammlungen der Städtischen Museen Zittau ungemein – und manchmal sind sogar richtige Perlen darunter, sodass Museumsdirektor Dr. Peter Knüvener extrem das Herz aufgeht.
Zittau/Löbau. „Es ist sehr unterschiedlich, was wir in welchen Zeiträumen so geschenkt bekommen. Manchmal sind es 50 bis 1.000 Sachen im Jahr. Es hängt davon ab, ob irgendwelche Nachlässe dabei sind“, sagt Dr. Peter Knüvener. Oft beschenken Menschen mit geschichtlichem Bezug die Städtischen Museen Zittau, ob Zittauer, ehemalige Zittauer, Menschen aus Deutschland oder sogar darüber hinaus. „Das muss aber nicht unbedingt immer der Fall sein. Es gibt auch Wohnungsmakler, die sich nach Wohnungsentrümpelungen in dieser Hinsicht an uns wenden“, betont er. Zu den Gründen würden hauptsächlich Erbgang, Todesfälle oder das Alter zählen. Die Zustände der Schenkungen reichen dabei nach seinen Worten „von schlimm bis hervorragend.“ Die Böttcherlade samt Urkunden aus dem 17. Jahrhundert hat auf jeden Fall zu den absoluten Perlen gezählt. „Das war eine Sternstunde. Dazu bereiten wir auch eine Ausstellung vor“, so Dr. Peter Knüvener. Und er fährt fort: „Natürlich werden auch Sachen, insbesondere alte Bücher abgegeben, die dann mitunter schon vorhanden sind und abgelehnt werden.“
Der Verein Garnison Löbau e.V. konnte das Kommandeurszimmer der ehemaligen Offiziershochschule Löbau 2014 durch eine MAE-Maßnahme abbauen und als „Eigentum“ sichern. Foto: privat
Bei der derzeitigen Kabinettausstellung „Puppenhäuser aus der DDR-Zeit“ handelt es sich um eine aktuelle Schenkung aus der Sammlung Petra Letz aus Olbersdorf. „So etwas ist ja sehr populär“, sagt der Museumsdirektor. Die Schale des Zittauer Goldschmiedes Martin Ortscheid um 1700 – mit Spenden des Ehepaars Birgit und Steffen Bollmann erworben – war den Städtischen Museen Zittau aus dem Kunsthandel angeboten worden.
Die Gönner kommen in der Regel auch ins Stadtmuseum Zittau, um sich ihre verschenkten Exponate anzusehen. „Darüber freuen wir uns sehr“, sagt Dr. Peter Knüvener. Natürlich spielt bei Schenkungen auch der im Stadtmuseum zur Verfügung stehende Platz eine gewichtige Rolle. „Gerade bei Künstlernachlässen müssen wir extrem wählerisch sein“, sagt er.
Die Städtischen Museen Zittau bedanken sich in Form von Freikarten, Publikationen oder Urkunden bei größeren Schenkungen für die Exponate. Nochmals Dr. Peter Knüvener: „Es ist wichtig, zu wissen, dass unsere Sammlungen ihre Bedeutung erst durch die vielen Schenkungen hat, die uns seit Jahrhunderten zugewendet wurden.“
Und das waren bei anderen Museen in der Region die spektakulärsten Schenkungen:
Das Karasek-Museum Seifhennersdorf erhielt im Jahr 1992 ein wertvolles Bild von Christa Bundesmann, Tochter des langjährigen Pfarrers Vetter in Seifhennersdorf und späteren Superintendenten von Zittau. Das Ölgemälde zeigt den Kirchenbrand im Jahr 1935 und wurde von dem bekannten Heimatkünstler Alfred Schönberner gemalt. Im Jahr 2017 wurde für dieses Gemälde durch den Fremdenverkehrsverein Seifhennersdorf, der das Karasek-Museum und die Tourist-Information betreibt, die Restaurierung in Auftrag gegeben. Seit dem großen Umbau des Karasek-Museums 2019/2020 kann das Gemälde in der Ausstellung wieder besichtigt werden.
Aus den vielen Schenkungen der vergangenen Jahre an das Heimatmuseum der Stadt Herrnhut möchte Konrad Fischer, Leiter des Kultur- und Fremdenverkehrsamtes und des Heimatmuseums, beispielhaft zwei Objekte herausgreifen, „die wir im hinter uns liegenden Jubiläumsjahr ,300 Jahre Herrnhut’ erhielten.“ Beide hatten passenderweise sehr mit der Ortsgeschichte zu tun.
Das Ölgemälde zeigt den Kirchenbrand in Seifhennersdorf im Jahr 1935 und wurde vom Heimatkünstler Alfred Schönberner gemalt. Foto: Rainer Döring
„Unser Museumsverein ,Freunde des Heimatmuseums’ e.V. finanzierte uns den Ankauf eines wertvollen antiquarischen Buches. Es heißt ,Beschreibung und zuverläßige Nachricht von Herrnhut in der Ober-Lausitz’ und wurde 1735 herausgegeben. Autor war der Herrnhuter Ortsgründer Christian David. Das Buch gilt als eine der frühesten Ortsbeschreibungen des damals gerade einmal 13 Jahre alten Städtchens.“
Das zweite Objekt ist laut Konrad Fischer ein kleines steinernes Modell des sogenannten Denksteins. Der vorbildgebende originale Stein erinnert seit 1822 im Hengstberg bei Herrnhut an die Stelle, an der 1722 der erste Baum zum Anbau von Herrnhut gefällt wurde.
Das Deutsche Damast- und Frottiermuseum Großschönau bekam 2018/2019 vier Schenau-Gemälde über die Ingrid Bischoff Stiftung Bremen. Diese Schenkung bereichert die ohnehin umfangreiche Sammlung an Werken des Großschönauer Malers Johann Eleazar Zeisig (1737 bis 1806), genannt Schenau (nach Großschönau).
Der Verein Garnison Löbau e.V. konnte das Kommandeurszimmer der ehemaligen Offiziershochschule Löbau 2014 durch eine MAE-Maßnahme abbauen und als „Eigentum“ sichern. Der Raum war 1978 mit Echtholzeinbauschränken als Büro des Kommandeurs ausgebaut worden. „Dank des Engagements des früheren Landrates Bernd Lange uns gegenüber konnten wir dieses besondere Exponat für die Nachwelt sichern. Wo und wann wir es wieder aufbauen, ist noch ungewiss“, sagt der Vereinsvorsitzende Danilo Baumgarten. Der Verein Garnison Löbau e.V. arbeitet die langjährige Militärgeschichte der Stadt Löbau gesamtheitlich auf und präsentiert diese im Anbau des früheren Stabsgebäudes, Jägerstraße 2, in Löbau in einer Dauerausstellung der Öffentlichkeit.