Wenn der Wind durchs Olbersdorfer Neubaugebiet pfeift
Nach stürmischen Nächten im Olbersdorfer Neubaugebiet bleibt im Winter manchmal von den Abdeckplanen an den Windschutzscheiben der Autos nicht viel übrig. Foto: Steffen Linke
Olbersdorf. Es rauscht wieder mal ganz gehörig in der Nacht. Die grüne Gardine im Schlafzimmer flattert am leicht geöffneten Fenster. Beim Blick nach draußen „wanken“ Bäume und Sträucher im Lichtschein der Laternen. Nicht immer, aber gefühlt immer öfter je mehr Neubaublöcke aufgrund des Leerstands vom Markt genommen werden. Das soll überhaupt kein Vorwurf an die Vermieter sein. Denn eigentlich ist hier jeder froh, dass im Laufe der Jahre schon so viele Anstrengungen unternommen worden sind , um das Wohnumfeld zu verbessern. Es fehlt einem eigentlich auch an nichts. Ganz in der Nähe befinden sich Verbrauchermärkte, Kindertagesstätten, Pflegeeinrichtungen und Schulen. Der öffentliche Nahverkehr mit Bus und Schmalspurbahn funktioniert. Und trotzdem fluchen Bewohner immer wieder über „diesen ekligen, abartigen Wind.“
Das große Olbersdorfer Neubaugebiet befindet sich auf einer leichten Anhöhe im Taleinschnitt zwischen Ameisenberg und Töpfer. Foto: Steffen Linke
Nach einem Friseurbesuch, meint eine junge Mutti, hilft im Olbersdorfer Neubaugebiet nicht einmal das einst viel gepriesene „Drei Wetter Taft“ aus der Werbung. Vielleicht erinnern Sie sich noch daran: „Hamburg, 8.30 Uhr, wieder mal Regen. Perfekter Halt fürs Haar – ,Drei Wetter Taft’. Zwischenstopp München, es ist ziemlich windig. Perfekter Sitz – ,Drei Wetter Taft’. Weiterflug nach Rom, die Sonne brennt. Perfekter Schutz – ,Drei Wetter Taft’.“ Dazu sah man eine schick gekleidete Frau im Business-Look, die mit einem Privatjet und ihrer perfekt gestylten Haarfrisur durch die Welt flog. Männer mit Kurzhaarschnitten oder kreisrundem Haarausfall interessiert das natürlich weniger. In einer Nacht, das ist noch gar nicht solange her, hatten sich in der Hochwaldstraße gleich mehrere Abdeckplanen an den Windschutzscheiben der Autos verabschiedet. „Ich kann mich im Winter abends entscheiden, ob ich früh meine Autoscheibe freikratze oder mir jedes Mal eine neue Abdeckplane kaufe“, so eine Anwohnerin.
Diese „Dinger“ würden natürlich auch nicht viel taugen, betont sie. Laut einem krankhaften Dauerjogger pfeift der Wind sehr kräftig über die Franze-Felder: „Dort muss ich mich schon manchmal ganz schön dagegenstemmen, um überhaupt noch vorwärts zu kommen.“
Nach Kenntnis von Karsten Hummel, Geschäftsführer der Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft mbH Olbersdorf, hat der kräftige Wind bisher noch keine nennenswerten Schäden im Neubaugebiet verursacht: „Damit leben wir, seit die Siedlung errichtet worden ist – bedingt durch die Lage auf einer leichten Anhöhe im Taleinschnitt zwischen Ameisenberg und Töpfer. Wir haben bis jetzt darauf mit der Dämmung einzelner besonders stark beaufschlagter Giebelseiten reagiert. Vollständige Abhilfe können wir aber nicht schaffen.“
Vielleicht hätten ja früher mehr Bäume und Sträucher am Außenring gepflanzt werden sollen, um das Neubaugebiet besser vor Wind zu schützen. „Das wäre sicher eine Möglichkeit gewesen. Das Problem des Windes hätten wir damit aber nicht vollständig gelöst, gegebenenfalls bis zu einer gewissen Gebäudehöhe leicht gemildert. Dem stehen jedoch auch Eigentumsproblematiken gegenüber, denn die dafür benötigten Flächen sind Agrarflächen in privatem Eigentum“, betont er.
Und hat es denn jemals von kommunaler Seite aus Überlegungen gegeben, einen Windpark auf den Feldern am Heizhaus zu errichten? Dieses „Geschäft“ müsste doch nach Ansicht vieler Bewohner im Neubaugebiet „brummen“.
Laut Karsten Hummel wäre es wünschenswert, „wenn wir mit einem Elektrokessel daraus emissionsfreie Wärme herstellen könnten. Dem steht allerdings das Planungsrecht gegenüber. Die Flächen im Vorgebirge gehören leider nicht zu den ausgewiesenen Vorrangflächen für Windenergie. Im Gegenteil, es sind eher Schutzzonen.“