Wenn die ’Sterndeuter’ vom DZA strahlen
Bundesbildungs- und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) mit Prof. Günther Hasinger Foto: Matthias Wehnert
Auch Wissenschaftler, die wie Prof. Hasinger in die Lausitz kommen, leiden unter der schlechten Verkehrsinfrastruktur. Hier muss er im Zug von Cottbus nach Görlitz stehen. Foto: Matthias Wehnert
Görlitz. Seit dem 19. September 2022 war bekannt, dass das Deutsche Zentrum für Astrophysik seinen Sitz und ein Großlabor in Görlitz errichten wird. Als Standort wurde das ehemalige Areal der Kahlbaum-Kliniken ausgewählt.
Bei der damals daselbst stattgefundenen öffentlichen Besichtigung betonte Prof. Christian Stegemann, das schon in nächster Zeit das Areal nicht wieder zu erkennen sei. Gut, das Areal liegt noch immer im Dornrösschenschlaf und ob das DZA sich dort niederlassen wird, ist nicht sicher, aber am 22. Februar wurde nun durch das DZA zur großen Eröffnung in das Interimsquartier in der Alten Post eingeladen.
Voll Spannung erwarteten die geladenen Gäste und etliche Zuschauer die Schlüsselübergabe vor der Post. Ein älterer Mann fragte mich, ob ich auch zu den Sterndeutern gehöre. Ich verneinte zwar, fand es aber interessant, wie schnell etwas schwer Verständliches praktisch vom Volksmund aufgenommen wird. Alles was Rang und Namen hatte war erschienen und lauschte den Ausführungen von DZA-Leiter Prof. Günther Hasinger, Ministerpräsident Michael Kretschmer, Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger, der Rektorin der Partneruniversität Dresden Ursula Staudinger, dem Sächsischen Staatsminister für Wissenschaft Sebastian Gemkow und Prof. Cantner von der Universität Jena.
Alle Beteiligten betonten die Strahlkraft, die einst von Görlitz in die wissenschaftliche Welt von dieser, in der geplanten Größenordnung, einmaligen Forschungsstätte ausgehen soll. Erst einmal strahlten alle Beteiligten über die vom Bund und Land bereit gestellten 1,2 Milliarden Euro für den Aufbau dieses Großforschungszentrums. Ministerpräsident Michael Kretschmer konnte sich deshalb nicht verkneifen, unter großer Heiterkeit den Leiter des DZA, Prof. Günter Hasinger mit einem strahlenden Honigkuchenpferd zu vergleichen. Ansonsten wurde, wie bereits auf den vergangenen Veranstaltungen des DZA, die große internationale Bedeutung für Wissenschaft und Forschung erwähnt, die eines Tages auch in die Bereiche des täglichen Lebens eindringen soll.
Als Beispiel musste jedoch die schon hundertmal zitierte Entwicklung der Teflonpfanne wieder herhalten. Von den künftigen 100 neuen Büros war hingegen noch nicht viel zu sehen. In einigen Räumen waren Trockenbauarbeiten mit Rigipsplatten begonnen worden. Die alten gusseisernen Heizkörper waren frisch gestrichen, bleiben aber in den Fensternischen erhalten. Energiewende und neues Heizungsgesetz belasten die Forscher in den himmlischen Sphären also weniger.
Das DZA will das Alte Postamt bereits ab März diesen Jahres für die nächsten fünf Jahre als Interimslösung nutzen. Da dort viele Menschen eine Beschäftigung finden sollen, dürfte sich diese Belebung des Stadtzentrums sicher positiv auf die derzeit etwas kränkelnde innerstädtische Infrastruktur auswirken.Geschäfte und Gaststätten werden auf jeden Fall von den vielen neuen Beschäftigten profitieren. Da die Post jedoch keine eigenen Parkplätze hat, dürfte sich das innerstädtische Parkproblem allerdings noch verschärfen. Besonders dann, wenn Investor Prof. Winfried Stöcker Wort hält und das Kaufhaus im nächsten Jahr wirklich eröffnet.
Prof. Hasinger betonte nochmals, dass bis zu 1.200 neue Arbeitsplätze durch das Großforschungszentrum in Görlitz sowie im geplanten unterirdischen Labor in Ralbitz-Rosenthal im Kreis Bautzen neu entstehen werden. Zusätzlich würden 3.000 weitere Arbeitsplätze bei Zulieferern und Dienstleistern zu erwarten sein.
Im DZA sollen die Datenströme großer Satellitenanlagen ausgewertet werden. Vorerst wurde in der Südafrikanischen Halbwüste Karoo mit dem Aufbau des Radio-Observatoriums MeerKAT begonnen, das bislang aus 64 tellerförmigen Antennen mit einem Durchmesser von je 13,5 Metern besteht, die miteinander verbunden sind. Das Max-Planck-Institut beteiligt sich mit 20 Millionen Euro an dem südafrikanischen Forschungsprojekt und nahm ein SKA-Demonstrationsteleskop vom Typ MeerKAT+ am südafrikanischen SKA-Standort in Betrieb, von wo der Direktor Prof. Max Kramer Grüße zur Einweihung des DZA-Interimsstandortes nach Görlitz sandte. Damit bekamen die Gäste der Eröffnungsfeier schon einen kleinen Vorgeschmack auf die internationale Ausstrahlung und Bedeutung des künftigen Görlitzer Forschungszentrums.