Wenn etwas Schönes zu einer Belastung wird
Die „Pagode“ im Innenhof dient als Fahrradunterstand. Faktisch ist sie aber außerhalb der Schulzeiten oft Treffpunkt von Zeitgenossen, die den Platz nicht pfleglich behandeln. Foto: Stadt Niesky
Niesky. „Das Schulhofensemble am Friedrich-Schleiermacher-Gymnasium gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und damit zum historischen Teil von Niesky“, betont Heike Schönfelder von der Stadtverwaltung Niesky.
Der Schulhof sei damit auch ein wichtiger Anlaufpunkt, der im Rahmen von Stadtführungen Touristen durch Niesky begleitet, die Öffentlichkeit zum Verweilen einlädt oder gern als Abkürzungsmöglichkeit genutzt werde.
Stolz ist die Stadt auch, dass „in der Neugestaltung der Anlage 1997 Elemente aus der chinesischen Gartengestaltung eingeflossen sind. Es war wichtig, die Interessen der vier Eigentümer in Übereinstimmung zu bringen und die Flächen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, betont Heike Schönfelder.
Die Achse des Zinzendorfplatzes wird durch das Gelände des Gymnasiums und die Freiflächengestaltung an der Jahnturnhalle bis zur Lehrergasse fortgeführt. Tritt man durch die sogenannten „Mondtore“ in den umgrenzten, aber öffentlich zugänglichen Bereich, wird die einzigartige Geschichte des Ortes erlebbar.
Für das Friedrich-Schleiermacher-Gymnasium war diese Gestaltung ungewöhnlich, jedoch war man froh über die ganz tolle offene Gestaltung. Spätestens 2010 war diese Freude dann endgültig vorbei. „Das Schulgelände wurde zunehmend von Personen genutzt, die das angenehme Ambiente nicht zu schätzen wussten. Verschmutzungen, Schmierereien und Sachbeschädigungen waren vor allem im Sommer, am Wochenende oder in den Schulferien an der Tagesordnung“, heißt es seitens des Gymnasiums. Auch Anwohner fühlten sich belästigt, bot doch der Schulhof ob seiner schlechten Einsehbarkeit allerlei (Un)Möglichkeiten.
Das Anbringen von Hinweisschildern half erwartungsgemäß wenig. Zunehmend wurden auch Nutzer des Gebäudes an Nachmittagen oder abends beleidigt oder gar bedroht.
„Eigentum verpflichtet! Es der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, ist an sich eine gute Sache. Aber Eigentum ist eben auch zu schützen“ betonen Stadt und Gymnasium in einer gemeinsamen Erklärung zu der unbefriedigenden Situation.
Zuvorderst ist und bleibt der Raum natürlich ein Schulhof. „Keiner kann verlangen, dass der aktuelle Zustand weiterhin geduldet wird. Arbeitszeit und Gelder, welche die Schule jetzt einsetzen muss, um Müll und Schäden zu beseitigen, könnten eine sinnvollere Verwendung finden“, erklärt Dr. Volkmar Würfel als Leiter des Friedrich-Schleiermacher-Gymnasiums.
Stadt und Schule könnten sich vor den genannten Hintergründen vorstellen, mit einem Zaun die beschriebenen Probleme zu lösen. „Aber es muss nicht zwangsläufig ein Zaun sein“, heißt es, ohne zur Bewahrung des Platzes für die Allgemeinheit eine andere Alternative vorzustellen. Wichtig sei indes, dass „dieses einzigartige Ensemble im Stadtbild für Einheimische und Gäste unbedingt begehbar“ bleibt. Die Nutzung des Geländes als Ganzes mache dessen Attraktivität aus, die durch eine Einzäunung letztlich unwiederbringlich verloren gehe.