Wie der Tourismus unsere Dörfer belebt
Die Töchter der Eigentümerfamilie Nuck begrüßten die Teilnehmer der Exkursion auf dem Vierseithof leicht abgewandelt traditionell sorbisch mit Brot und Schinken.
Hoch über Panschwitz-Kuckau thront das alte Wohnstallhaus, das nun als Ferienhaus genutzt werden kann.
Panschwitz-Kuckau. Wie kann Tourismus in der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft (OHTL) funktionieren? Um diese Frage drehte sich die diesjährige Regionalkonferenz der gleichnamigen Leader-Region, die unter anderem die sorbischen Gemeinden zwischen Bautzen und Kamenz umfasst. Im Anschluss an eine Präsentation im Kloster St. Marienstern begaben sich die Teilnehmer auf Exkursion zu ausgewählten Förderprojekten, welche die eingangs gestellte Frage auf ganz unterschiedliche Weise beantworten. Sie zeigen auf, dass sich – den entsprechenden Einfallsreichtum vorausgesetzt – ganz unterschiedliche Gebäudeformen touristisch nutzen lassen.
Nucknitz: Der Vierseithof
Vierseithöfe prägten einst das Bild zahlreicher Dörfer in der Oberlausitz. Die großflächigen Hofanlagen zeugten vom Wohlstand, aber auch von der harten Arbeit ihrer Besitzer und boten Platz für vieles: Zum Wohnen für den Bauern, seine Familie und die Bediensteten; zur Tierhaltung und zur Lagerung der Ernte, zum Unterstellen von landwirtschaftlichem Gerät, aber auch für handwerkliche Tätigkeiten. Vieler dieser Höfe verfielen mit der Zeit, sind heute verschwunden oder präsentieren sich als Ruine.
Anders im Crostwitzer Ortsteil Nucknitz: Hier gibt es gleich mehrere Vierseithöfe, die als prägende Elemente der Dorfstruktur erhalten geblieben sind. Einer davon gehört – passend zum Ortsnamen – Familie Nuck. „Man kann ja, wie es unsere Nachbarn getan haben, in die bäuerliche Tradition zurückkehren“, meint Hofeigentümer Roman Nuck. „Das kam für uns nicht in Frage, denn wir sind anderweitig berufstätig und wollen das auch gerne bleiben.“ Als Redakteur beim Mitteldeutschen Rundfunk weiß er um die touristische Entwicklung der Region, und so entstand die Idee, auch den eigenen Hof touristisch zu nutzen. Die Wahl fiel auf den früheren LPG-Speiseraum, der sich im nördlichen Hofflügel befindet und in dem nun drei Ferienwohnungen mit dem Namen „Satkula“ entstanden sind.
Neben den Touristen hat Roman Nuck auch eine andere Zielgruppe im Blick: „Im Zuge des Strukturwandels und der industriellen Ansiedlungen, zum Beispiel in Straßgräbchen und Kamenz, kommen viele Beschäftigte in die Region, um zeitweise hier zu arbeiten und benötigen dafür eine Unterkunft.“ Im östlichen Hofbereich, wo sich eine Obstwiese befindet, sollen noch Stellplätze für Campingfahrzeuge entstehen.
Nausslitz: Das DDR-Eigenheim
Eine weitere Station der Exkursion war der Ralbitz-Rosenthaler Ortsteil Naußlitz, wo Familie Diener ein DDR-typisches Eigenheim zu Ferienwohnungen umgebaut hat. Diese ergänzen die in einem Anbau befindliche Pension. Der Eigentümer betreibt seit dem Jahre 2000 einen Zeltverleih und Cateringservice und errichtete den Anbau zunächst als Lagerhalle für den damals betriebenen Lebensmittelhandel. „Durch die Eröffnung mehrerer Großmärkte in der Umgebung war klar, dass wir mit unserem kleinen Geschäft in Ralbitz keine Chance mehr haben“, blickt Ludwig Diener zurück.
Der Zeltverleih hingegen boomte und benötigte immer mehr Platz – „seit 2008 bauen wir.“ 2015 entstanden in dem Anbau fünf Doppelzimmer. Der frühere OHTL-Regionalmanager Rudolf Richter brachte Ludwig Diener schließlich auf die Idee, auch das Wohnhaus touristisch zu nutzen – „die Kinder waren schließlich alle aus dem Haus.“ Und so entstanden im Rahmen eines Leader-Projektes zwei weitere Ferienwohnungen – ein wahres „Raumwunder“, wie die Teilnehmer der Exkursion übereinstimmend befanden.
Panschwitz-Kuckau: Das kleine Fachwerkhaus
Hoch über dem Abhang zum Klosterwasser, auf dem Kunigundenberg, thront ein weithin sichtbares kleines Fachwerkhaus, das allerdings lange nicht als solches erkennbar war. Der Dresdener Architekt Markus Mattheus erwarb das Gebäude und baute es zum Ferienhaus um, wobei er die ursprüngliche Struktur und Bauweise wieder sichtbar machte. Eine Bereicherung nicht nur für das touristische Angebot in der Heide- und Teichregion, sondern zweifellos auch für das Ortsbild von Panschwitz-Kuckau. „Die Hanglage brachte einige Herausforderungen mit sich, unter anderem bei der Erfüllung der Auflage, einen Stellplatz nachzuweisen“, erklärt der Bauherr. Doch auch das gelang letztlich durch optimale Ausnutzung des knappen zur Verfügung stehenden Raumes.