Wie die Innenstadt Corona trotzt
Bernd Bimmrich, Barbara Nowack, René Meißner und Alexander Scharfenberg (v.l.n.r.) bilden den neu gewählten Vorstand des Innenstadt Bautzen e.V.
Auch wenn es in diesem Jahr keine Romantica gibt, so soll doch ein Einkaufsbummel im romantischen Flair möglich sein. Und es gibt noch weitere Ideen.
Bautzen. Die Botschaft lautet: Auch wenn die Zeiten schwer sind, das Leben geht weiter. Es muss weitergehen, und doch läuft nicht alles so, wie wir es gern hätten. Im Klartext: Anstelle der Romantica kann zwar am Samstag, dem 7. November, in der Bautzener Innenstadt im romantischen Ambiente ge-shoppt werden, dies muss aber ohne musikalische und gastronomische Angebote außerhalb der teilnehmenden Geschäfte auskommen. Auch das Lichtkonzept, mit dem der Innenstadt Bautzen e.V. zum Gelingen der Einkaufsnacht beitragen wollte, kann nicht umgesetzt werden. „Die Begleitumstände sind einfach zu ungewiss, als dass wir als Verein so eine Investition wagen könnten“, erklärt der Vorsitzende Bernd Bimmrich. Nachdem das Kornmarkt-Center als größter Einkaufsmagnet der Bautzener Innenstadt signalisiert habe, nicht über die normalen Zeiten hinaus zu öffnen, mache es „einfach keinen Sinn.“ Auch die Mehrzahl der Händler hat im Rahmen einer Abstimmung kundgetan, nur so lange zu öffnen wie an jedem Sonnabend.
Geheimnisvoller Spruch am Reichenturm
Und doch will der Verein, der sich gegenwärtig neu erfindet und mit einem neu gewählten Vorstand an den Start gegangen ist, seinen Beitrag zum Gelingen des Einkaufssamstags leisten: „Wir werden von Freitagabend bis Sonntag früh die Wasserkunst und den Reichenturm mit einem motivierenden Spruch anstrahlen“, kündigt der 2. Vorsitzende, René Meißner, an. „Damit wollen wir im Namen der Händler das Signal aussenden: Vergesst uns nicht, kauft regional ein. Es wird wieder losgehen.“ Welcher Spruch genau ausgewählt wurde, bleibt noch ein Geheimnis.
Wer freilich sein Geschäft – wie es im Rahmen der Romantica vorgesehen war – bis 22 Uhr öffnen möchte, kann dies tun. „Rein rechtlich spricht nichts dagegen“, versichert Alexander Scharfenberg, das einzige „alte und neue“ Vorstandsmitglied des Innenstadt Bautzen e.V. und beruflich als Chef der städtischen Wirtschaftsförderung tätig. Früh können die Läden bereits ab 8 Uhr geöffnet werden. Und natürlich können die Händler auch mit einer dem Anlass angepassten Ladengestaltung und -beleuchtung zum romantischen Flair beitragen – der Innenstadtverein ermuntert dazu. Für die Einhaltung der Abstandsregeln und die entsprechenden Hygienekonzepte ist jedoch jeder Inhaber selbst verantwortlich. Vielleicht, so René Meißner, könne ja die diesjährige Veranstaltung Impulse für die kommenden Jahre geben: „Die Romantica hatte sich ja in den vergangenen Jahren mit mehr als 40.000 Besuchern und Volksfestcharakter von der ursprünglichen Intention entfernt.“
Neuanfang beim Innenstadt e.V.
Überhaupt steht beim Innenstadt e.V. Erneuerung auf dem Programm. „Persönliche Gründe und äußere Umstände haben dazu geführt, dass die früheren Vorstandsmitglieder nicht mehr weiter machen wollten“, erläutert René Meissner. Er und Bernd Bimmrich, bereits zuvor aktive Mitglieder, bilden nach der Wahl gemeinsam mit Alexander Scharfenberg und Barbara Nowack den neuen Vorstand. „Wir stehen nach innen für absolute Transparenz, was die Verwendung der Vereinsfinanzen anbelangt, und nach außen für eine weitere Öffnung“, betont René Meißner. Dies bedeutet, dass der Fokus nicht mehr nur auf den Händlern liegt, sondern „auf allen, die etwas für die Bautzener Innenstadt bewegen wollen.“ Das können hier ansässige Ärzte, Rechtsanwälte oder Dienstleister sein, oder auch „einfach nur“ Anwohner. In einem ersten Schritt wurden auf den wichtigsten Bautzener Einkaufsstraßen „Straßenmanager“ benannt, die das Bindeglied zwischen den ansässigen Gewerbetreibenden und dem Innenstadtverein bilden sollen. Der Verein plant die Schaffung einer festen Stelle für die Koordination und Vernetzung aller Aktivitäten. Und schließlich ist auch das Thema „Citymanagement“ noch nicht ad acta gelegt. Markus Gießler, Amtsleiter für Wirtschaft, Kultur und Presse in der Stadtverwaltung, betont, dass die Stadt stets bereit gewesen sei, das Citymanagement zu unterstützen und dies auch weiterhin sei. Die Kündigung der früheren Citymanagerin sei weder von der Stadt initiiert noch gewollt gewesen. Das benötigte Geld habe zur Verfügung gestanden. Insgesamt freut sich Gießler über den Neuanfang beim Innenstadt e.V. und erklärt die Bereitschaft der Stadtverwaltung, diesen zu unterstützen, wo „ein Mehrwert erkennbar“ sei. Der Verein wird sicher gern auf diese Zusage zurückkommen. Doch jetzt gilt es erst einmal, den romantischen Einkaufsbummel am 7. November – allen widrigen Umständen zum Trotz – zum Erfolg zu führen. Denn: Auch wenn die Zeiten schwer sind, das Leben geht weiter.
Anmerkung: Dieser Beitrag gibt den Stand zum Redaktionsschluss (Mittwoch) wieder. Aufgrund der dynamischen Corona-Entwicklung kann es jederzeit, auch sehr kurzfristig, zu Änderungen kommen.