Wie ein Sekretär eine faszinierende Geschichte schrieb
Sebastian Flämig (hier im Blauen Saal, im Hintergrund der Nachbau des Kuppritzer Sekretärs) hat in Schloss Kuppritz schon viel erreicht und mindestens noch genau so viel vor.
Das Kuppritzer Schloss hatte in seiner wechselvollen Geschichte schon viele Bewohner. Ein „Diener“ brachte es zu besonderem Ruhm. Heute kann er wieder bewundert werden. Doch es gibt noch viel mehr zu entdecken.
Kuppritz. Man schrieb das Jahr 2007, als der kleine Ort Kuppritz mit seinem Herrenhaus in der Nähe von Hochkirch plötzlich in der Weltpresse auftauchte. Sebastian Flämig weiß noch ganz genau, was damals passierte: „Das ist eine interessante Geschichte zu einem Möbelstück, dem so genannten Kuppritzer Sekretär, das nachweislich von 1830 bis 1916 hier in diesem Haus gestanden hat. 1740 bis 1742 entstand es als Meisterstück eines späteren königlich sächsischen Hoflieferanten. Der Sekretär ist in den 2000er Jahren nach einer Restaurierung mehrfach auf dem europäischen Auktionsmarkt angeboten worden und kam schließlich 2007 für mehr als eine Million Euro bei Sotheby’s in London unter den Hammer.“
Doch wie kommt es dann, dass man den Sekretär heute wieder in Schloss Kuppritz bewundern kann? Hat Sebastian Flämig, der seit 2011 Schlossbesitzer von Kuppritz ist, etwa selber die Million hingeblättert? Er antwortet mit einem Schmunzeln: „Ich erzähle immer gern, dass der Preis dann endlich gestimmt hat. Das ist natürlich geschwindelt. Was man hier heute sehen kann, ist ein Nachbau, den ein Möbelrestaurator in tausenden von Liebhaberstunden, nur anhand von Fotos, Aufmaßen und Beschreibungen des Originals, erschaffen hat.“
Doch auch ohne den Kauf des Original-Sekretärs hat Sebastian Flämig schon jede Menge Zeit, Energie und auch Geld in das Kuppritzer Herrenhaus gesteckt, seitdem er es vor elf Jahren erwarb. Die Geschichte des Rittergutes geht bis ins 13. Jahrhundert zurück, Teile des heutigen Baus stammen aus dem 16. Jahrhundert. Was Sebastian Flämig vor mehr als zehn Jahren vorfand, beschreibt er so: „Um 2000 gab es schon mal einen Sanierungsversuch. Damals diente das Schloss noch als Mehrfamilienhaus mit bis zu zehn Wohnungen. Was damals gemacht wurde, stellte sich aber aus meiner Sicht als nicht nachhaltig heraus.“
So musste Sebastian Flämig das Kuppritzer Schloss im Prinzip noch einmal komplett neu sanieren. Das Ziel bestand darin, den räumlichen Zustand vom Jahre 1945 wieder herzustellen, als der letzte Schlossherr Hans von Loeben seinen Besitz verlassen musste. Mittlerweile hat Sebastian Flämig mit Unterstützung zahlreicher Helfer die herrschaftlichen Salons im ersten Obergeschoss wieder hergestellt. Neben dem gelben und dem grünen betrifft das in erster Linie den so genannten blauen Saal: „Das ist der größte Raum im Haus, wo heute auch die Konzerte und sonstigen kulturellen Veranstaltungen, aber auch Trauungen stattfinden. Da gibt es eine Deckenmalerei, die auf circa 1600 bis 1650 datiert wurde und von der niemand eine Ahnung hatte, die wieder zum Vorschein kam.“ Bemerkenswert ist auch die Turmuhr, deren Mechanik wieder funktionstüchtig gemacht wurde.
Im zweiten Obergeschoss richtet Sebastian Flämig Gästezimmer ein, die zum Teil schon fertig sind. Diese stehen im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Nutzungskonzept für das Kuppritzer Schloss. Sebastian Flämig, selbst Musiker, verfolgt nämlich einen außergewöhnlichen Plan: „Mein ideelles Ziel ist, eine Musikakademie oder auch kulturelle Begegnungsstätte zu schaffen. Man kann sich mit seinem musikalischen Ensemble hier einmieten, um ungestört zu üben und zu probieren. Schön ist es, wenn am Ende ein Abschlusskonzert gegeben wird, damit die Öffentlichkeit daran teilhaben kann.“ Langfristig, so der Schlossbesitzer, könne das auch auf andere Kulturbereiche und Interessengruppen ausgedehnt werden. Zur Finanzierung sollen Hochzeiten, Feiern und Kongresse beitragen, die im Haus stattfinden. Doch was motiviert Sebastian Flämig zu seinem Engagement? Diese Frage beantwortet er wie folgt: „Es macht mir Freude und reizt mich, ein Stück Geschichte mitzuschreiben und diese Geschichte zu erhalten oder auch wieder aufleben zu lassen.“