Wie weiter im Lehrermangel in der Oberlausitz?
Ronald Lindecke, Vorsitzender des Kreiselternrats, bei der Zusammenkunft in Löbau. Foto: Rafael Sompedro
Löbau. In einer gemeinsamen Vorstandssitzung im Stammhaus der Schwerdtner-Bäckerei in Löbau haben die Vorstände von Kreiselternrat, Sächsischem Lehrerverband und CDU im Landkreis Görlitz sieben Vorschläge „zur Bewältigung des Lehrermangels und Stärkung des Bildungsstandorts in der Oberlausitz“ erarbeitet.
In einer Pressemitteilung der Kreis-CDU heißt es: „Investition in Bildung ist die beste Investition in unsere Zukunft. Sachsen ist seit über 15 Jahren Pisa-Meister. Das sächsische Schulsystem soll auch in Zukunft zu den besten in Deutschland und Europa gehören (...) Unternehmer wie (Schwerdtner-Chef) Wicky Löffler berichten mir, wie schwierig es inzwischen geworden ist, gut qualifizierte Arbeits- und Fachkräfte zu gewinnen. Noch weniger Schulabrecher müssen darum unser Ziel sein“, begründet CDU-Kreisvorsitzender Florian Oest die gemeinsame Sitzung der Verbände.
Die Regierungskoalition im Freistaat hatte die Möglichkeit zur Verbeamtung zuletzt verlängert. „Es geht uns um Bildungsgerechtigkeit für die Kinder und Jugendlichen in der Oberlausitz, die wir gefährdet sehen, wenn zu wenige qualifizierte Bewerber für unsere Region gewonnen werden können. Deswegen wollen wir ein Zeichen setzen, dass die Lehrkräfte hier geschätzt und gebraucht werden“, fasst Ronald Lindecke, Vorsitzender des Kreiselternrates, das Engagement der Elternvertreter zusammen.
Der Tenor des gemeinsamen Punkteplans fasst im wesentlich das auf, was die Politik immer wieder beteuert: „Die Attraktivität des Berufs wahren“.
Nun wurden auch die Vorsitzenden der Kreisverbände Löbau-Zittau, Niesky-Görlitz und Weißwasser des Sächsischen Lehrerverbandes in die Vorbereitung einbezogen und nach ihren Vorschlägen befragt. Schon seit längeren wirbt die Interessenvertretung für eine Dezentralisierung der Lehrerausbildung.
Sabine Köhler, Vorsitzende des SLV-Kreisverbandes Löbau-Zittau und selbst Förderschullehrerin hatte sich für einen Ausbau von Schulsozialarbeit, Assistenzsystemen sowie des Projekts „Prävention im Team“ (PiT-Ostsachsen) der Polizei Sachsen stark gemacht. Sie erinnerte an das Postulat aus dem sächsischen Koalitionsvertrag, ab dem Schuljahr 2023/24, perspektivisch allen Klassenlehrern eine Anrechnungsstunde zu gewähren. „Sie wird immer wichtiger, da die Problemlagen durch die Erhöhung der Schülerzahl, Förderbedarfe von Integration und Inklusion oder starke Auffälligkeiten im sozial-emotionalen Bereich weiter zunehmen. Es braucht die notwendige Zeit um individuell zu fördern, Bürokratie zu erledigen, Dinge zu planen oder Problemlagen zu klären.“
Einig war man sich in Löbau auch, Mehrbedarf an digitaler Technik einzufordern und den weiteren Ausbau der Lehramtsausbildung in der Oberlausitz. Clemens Kuche, Pressesprecher der CDU im Landkreis Görlitz und selbst Oberschullehrer, sieht die Eröffnung der Ausbildungsstätte für Grundschulen 2019 in Löbau positiv: „Angehende Lehrkräfte konnten hier bei uns erfolgreich ins Berufsleben starten. Ich halte es nun für sinnvoll zu prüfen, inwieweit dies auf Förder- und Oberschulen ausgeweitet werden kann.“ Dafür hätte es im vergangenen Jahr ja auch eine Mehrheit im Kreistag gegeben. Eine zusätzliche Zusammenarbeit der Hochschule Zittau-Görlitz mit einer Universität zur Einrichtung von Studiengängen etwa für das Lehramt Förderschule oder MINT-Fächersei ebenso ein Vorschlag, der weiterverfolgt werden sollte.