Wimmelbild ziert die Zittauer Bahnhofshalle
Nils Noack präsentiert vor dem Wimmelbild in der Bahnhofshalle des Zittauer Hauptbahnhofes einige Skizzen, die in Vorbereitung des Kunstwerkes entstanden. Foto: Steffen Linke
Und plötzlich ist ein regionaler Künstler in vieler Munde. Denn das bunte Wimmelbild von Nils Noack ziert seit geraumer Zeit die Bahnhofshalle des Zittauer Hauptbahnhofes.
Zittau. Das etwa sieben Quadratmeter große Gemälde zeigt auf ganz eigene Art und Weise viele Sehenswürdigkeiten von Zittau, wie zum Beispiel den Tierpark, das Salzhaus, das Rathaus, die Johanniskirche, und greift regionale Geschichten wie die des Räuberhauptmanns Karasek auf. Der gelernte Holzbildhauer und freischaffende Künstler selbst fühlt sich sehr verbunden mit der Region: „Ich lebe gern hier, mag vor allem die abwechslungsreiche kleinteilige, hügelige Landschaft und die Mischung aus Wasser, Wald und Bergen.“ Zittau liegt ihm als seine Geburts- und Heimatstadt sehr am Herzen.
Der Wunsch nach einer Wandgestaltung in der Bahnhofshalle geht auf eine Dresdner Agentur, die sich mit der Umgestaltung des Bahnhofs befasste, und die Stadtentwicklung Zittau zurück. Der Verkehrsverbund ZVON sowie die Deutsche Bahn fanden den Vorschlag auch umsetzenswert. „Da ich bereits ein Wimmelbild zur Kulturhauptstadt-Bewerbung von Zittau gezeichnet habe und die Resonanz damals sehr positiv ausfiel, bin ich für dieses Projekt empfohlen worden“, berichtet er. Inhaltlich habe es dazu keine konkreten Vorgaben gegeben. „Die Motive habe ich dann in Abstimmung mit der Stadtverwaltung Zittau festgelegt“, sagt er. Für Nils Noack ist das Wimmelbild ein Willkommensgruß für Reisende und soll neugierig auf die Sagenwelt und die touristischen Highlights in der Region machen: „Wichtig war für mich, auch darzustellen, dass man etwas verpasst, wenn man nur auf der Stelle stehenbleibt, denn die Berge, die kleinen Dörfer, dieses leichte Auf und Ab machen unsere Region doch genauso aus wie die klassischen städtischen Sehenswürdigkeiten.“
Nils Noack hat sich bei dem Kunstwerk auch hineinversetzt, welche Dinge den Menschen am Herzen liegen. Zum Beispiel sei ein Spaziergang am Olbersdorfer See oder im Zittauer Tierpark für viele ein erholsamer Arbeitsausgleich. Die Sagenwelt rund um Rübezahl und Räuberhauptmann Karasek soll das Gemälde auflockern und die Kinder begeistern.
Das Wimmelbild soll Reisende auf dem Zittauer Hauptbahnhof willkommen heißen und neugierig auf die touristischen Highlights in der Region machen. Foto: Steffen Linke
Nils Noack hat den Aufwand für das Wimmelbild wohl selbst ein wenig unterschätzt. Das Konzept bedarf zum Beispiel mehrerer Abstimmungen. „Danach habe ich die Bild- oder Vorortrecherche in Angriff genommen. Viele Gebäude und Orte kenne ich tatsächlich aus dem Gedächtnis. Doch wenn es konkret wird, ,Wie viele Sprossen sind an diesem oder jenem Fenster’, da muss ich schon genau hinschauen. Dann geht es darum, Konturen und Inhalte zu reduzieren, sodass das eigentliche Motiv trotzdem sofort erkennbar bleibt“, betont er. Das sei vor allem Übungssache. „Nachdem ich die meisten der einzelnen Motive vorgezeichnet habe, ist es um deren Anordnung gegangen, was bei so einem umfangreichen Wimmelbild manchmal einem Tetrisspiel nahekommt. Sitzt dann alles auf dem Papier, wird es digitalisiert und digital koloriert. Das klingt, als wäre der Rest dann schnell gemacht. Ob ich aber digital oder analog ausmale, nimmt sich vom zeitlichen Aufwand eigentlich wenig“, sagt er. Alles in allem sei bei einem Wimmelbild die Denkarbeit und Zusammensetzung der Motive mindestens genauso aufwendig wie die eigentliche Umsetzung.
Nils Noack bezeichnet diese Art der Kunst als Mischform: „Ursprünglich ist das Wimmelbild eine normale Zeichnung mit Fineliner auf Papier. Zuvor habe ich viele Bleistiftskizzen angefertigt. Diese Reinzeichnung ist dann mein Ausgangsmaterial für die digitale farbliche Bearbeitung. Das ist nötig, um das Bild vergrößern, drucken und die Farben ändern zu können.“ Gedruckt und montiert wurde das Gemälde von der LausitzWerbung.
Und welchen künstlerischen und materiellen Wert hat dieses Wimmelbild? „Mir geht es mehr darum, dass das Bild die Leute anspricht und neugierig macht und dem ein oder anderen Freude bereitet. Das ist, denke ich, der künstlerische Wert der Arbeit“, antwortet er.
Nils Noack ist sehr froh und fühlt sich ein bisschen geehrt, „dass ich als junger Künstler für meine Heimatstadt Zittau so ein tolles Projekt umsetzen konnte, das für unsere Region wirbt, alle Menschen freudig willkommen heißt und die Zittauer darüber schmunzeln.“ Bei unserer Stippvisite vor Ort waren die Reaktionen in der Bahnhofshalle des Zittauer Hauptbahnhofes durchweg positiv. „Ich finde das Bild schön bunt und sehr originell. Da was jeder gleich, was es hier so zu sehen gibt“, sagte eine Rentnerin. Eine Familie hatte sogar Schwierigkeiten, ihre zwei begeisterten Kinder davon wieder loszueisen.