„Wir sind Dienstleister, nicht mehr und nicht weniger“
47 Jahre verwöhnte Peter Hedwig seine Gäste in verschiedenen Bautzener Restaurants. Foto: René Hoffmnn-Schiertz
Waren Sie vor Jahren einmal Gast in der „Kaniga“, im „Hotel Stadt Bautzen“, im „Ratskeller“ oder in der „Schloss-Schänke“? Wenn ja, hat Peter Hedwig mit großer Wahrscheinlichkeit bereits für Sie gekocht. Am kommenden Montag wird er 80 Jahre alt.
Bautzen. Das Handwerk des Kochs hat der Bautzener im „Hotel Stadt Bautzen“ gelernt, wo er später mit 20 Jahren zum jüngsten Küchenchef von Ostsachsen wurde. Die überaus stressigen und auch harten Lehrjahre haben ihn und sein zukünftiges Leben geprägt. Die Leidenschaft für´s Kochen ist aber bis heute geblieben, denn es war für ihn nicht nur ein Job, sondern für 47 Jahre seine absolute Berufung. Auch wenn Peter Hedwig in den besten Restaurants der Stadt gearbeitet und die Gastronomie in Bautzen prägend mitgestaltet hat, so meidet er eher die große Bühne und ist stets bescheiden geblieben. Wie sagte er über sich und seinen Berufsstand mit einem Schmunzeln? „Wir sind Dienstleister, nicht mehr und nicht weniger“.
In seiner langen Zeit als Koch und Küchenchef hat er so viele Höhen und Tiefen miterlebt und hat die Arbeit immer vor alles andere gestellt. Insbesondere seine Familie hatte oftmals wenig von ihm. Trotzdem stets ein Fels in der Brandung ist und war seine Ehefrau. „Ohne sie und ohne ihre Mithilfe, Geduld und Tatkraft bei der Erziehung unserer drei geliebten Töchter hätte ich meine Leidenschaft niemals ausleben können. Ich bin unsagbar dankbar dafür, dass sie und meine Kinder an meiner Seite sind und mir den Rücken freigehalten haben.“, erklärte er mit leuchtenden Augen.
Ebenfalls dankbar ist er darüber, dass er die Möglichkeit hatte, in der DDR und der BRD zu arbeiten und die unterschiedlichsten Arbeitsweisen kennengelernt zu haben. Noch heute schwärmt er aber über den schon fast freundschaftlichen und hilfsbereiten Umgang mit der „Konkurrenz“ in Zeiten der DDR. „Auch wenn wir nicht frei waren, so haben wir unsere Räume geschaffen, in denen wir unsere Kreativität und Leidenschaft entfalten konnten.“, so Peter Hedwig. Er hatte auch das Privileg, seine kulinarischen Ambitionen über die Grenzen der DDR ausleben zu können und durfte in Polen, Tschechien und Bulgarien in tollen Küchen arbeiten. Für die ausländische Kochkunst hatte er immer ein Faible. Vor allem die französische Küche und sein Vorbild Paul Bocuse haben es ihm mehr als alles andere angetan. Sein Herzenswunsch, einmal bei dem mehrfach ausgezeichneten und 2018 verstorbenen Sternekoch zu essen, ging aber leider nie in Erfüllung.
In seiner Zeit als Ausbilder hat er unzählbar viele Azubis in die Arbeitswelt der Gastronomie begleitet. Die Möglichkeit, in Zeiten der DDR die Köche und Servicekräfte an diesen Job heranzuführen und auszubilden war durch die Tatsache, dass man dort systembedingt nicht auf den Pfennig geschaut hat, viel ausführlicher und erfüllender. Peter Hedwig sieht auch genau dort die Gefahr für die Zukunft: „Es wird bei der heutigen Ausbildung auf jeden Cent geachtet und den Azubis dadurch eventuell wichtige Handgriffe und Fertigkeiten nicht vermittelt. Der Servicegedanke und die Leidenschaft für die Sache springen deshalb auch nicht auf die kommenden Fachkräfte über.“ Er sieht auch die Mentalität und Erwartungshaltung einiger Gäste eher kritisch. Gut gemachte Speisen kosten eben nun mal Geld und bedürfen manchmal stundenlanger und minuziöser Vorbereitung. „Wenn es so weitergeht, dann sehe ich für die klassische deutsche Küche und deren Restaurants kaum eine Zukunft. Viele langjährige Betriebe werden bald schließen müssen, weil sie einfach keine Fachkräfte mehr einstellen können. Sei es, weil das Geld, oder einfach nur das gut ausgebildete Personal fehlen.“, so Hedwig.
Auch wenn ihn die momentane und kommende Zeit etwas nachdenklicher stimmt, so ist für ihn eine Sache ganz klar: „Ich hatte ein wirklich tolles Leben, in dem ich das ausleben durfte was mir so viel Spaß und Freude gemacht hat.“ Nach 47 Arbeitsjahren hat er zwar seine Arbeit beendet, aber seine Leidenschaft für gutes Essen und die Gastronomie werden auch noch weiterhin in ihm brennen.