Wird der Zipfelteich bei Rohrbach wieder ein Moor?

Den Zipfelteich bezeichnet Anna Beer in ihrer Arbeit als „ehemaligen Teich mit weit fortgeschrittener Verlandung.“
Rohrbach. Der Zipfelteich in der Nähe des Kamenzer Stadtteils Rohrbach (ehemals Gemeinde Schönteichen) ist zum Objekt wissenschaftlicher Forschung geworden. Anna Beer, Studentin im Studiengang Landschaftsentwicklung der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden, hat im Rahmen des Projektes „MosaikTeil“ untersucht, wie Moore auf den Klimawandel reagieren, wie sie geschützt und wieder hergestellt werden können. Neben dem Zipfelteich untersucht sie dafür auch das Waldmoor in der Baruther Heide (bei Kreba-Neudorf) sowie die Jäser (bei Rietschen, beides Landkreis Görlitz.) „Moore bedecken drei Prozent der Erdoberfläche, speichern aber 30 Prozent des auf der Erde gebundenen Kohlenstoffs“, schreibt Anna Beer im Vorwort einer Präsentation zu ihrer Arbeit. In Deutschland jedoch seien 95 Prozent der Moore ihrer Funktionen als Wasserspeicher, CO2-Senke und Lebensraum beraubt („degradiert“) und sorgten dadurch für sieben Prozent der Treibhausgas-Emissionen. Durch die Wiedervernässung und Revitalisierung von Moorböden könnten diese Funktionen zumindest teilweise wieder wiederhergestellt werden. Bestimmende Faktoren seien dabei ein langanhaltender Wasserüberschuss und ein stabiles Gleichgewicht zwischen Wasserzufuhr und Wasserabgabe.
Den Zipfelteich bezeichnet Anna Beer in ihrer Arbeit als „ehemaligen Teich mit weit fortgeschrittener Verlandung und zunehmendem Trockenfallen im Sommer.“ Das Moor sei zehn Hektar groß und weitgehend identisch mit der Teichfläche. Im Rahmen des Projektes MosaikTeil sollen die Entwässerung des Zipfelteichs in den benachbarten Rohrbachteich unterbunden und eine „Entkusselung“, also die Entfernung neu gewachsener Gehölze, sowie der Schilfschnitt durchgeführt werden. Im Rahmen ihrer Untersuchungen stellte Anna Beer fest, dass der Zipfelteich eine 20 bis 60 Zentimeter mächtige Torfschicht aufweist – das Vorhandensein von Torf ist die Grundvoraussetzung für die Moorbildung. Die Wasserspeisung erfolgt demnach hauptsächlich durch die zahlreich vorhandenen Entwässerungsgräben mit oberflächennahem Grundwasser. In der niederschlagsreichen Periode ab Mitte Dezember 2023 bildete der Zipfelteich nach ihren Beobachtungen für etwa sieben Monate ein periodisches Gewässer, das stark auf Niederschläge reagierte. „Infolge der baulichen Maßnahmen zur Verhinderung des Wasseraustauschs zwischen Rohrbachteich und Zipfelteich werden negative Beeinflussungen unterbunden“, resümiert Anna Beer.
„Das periodische Gewässer, welches sieben Monate lang einen Teil des Zipfelteichs bedeckte, würde eine größere Fläche einnehmen und somit für eine langfristigere Sättigung des Torfes sorgen.“ Würden zusätzliche Rohrdurchlässe gebaut, dann könnte in kürzerer Zeit mehr Wasser ins Feuchtgebiet gelangen und in den Torfkörper versickern. „Eine Reinigung der bestehenden Rohre und die Installation von Rechen kann das Verstopfen der Rohre verhindern. Des Weiteren sollte eine Erweiterung des Rohrumfangs für einen größeren Abfluss in Erwägung gezogen werden“, schlägt Anna Beer vor. Als begünstigend für die Moorbildung sieht sie den dichten Erlenwald in der Umgebung des Zipfelteichs an, der hohe Windgeschwindigkeiten verhindere und daher einen wichtigen Verdunstungsfaktor minimiere. „Mit Hilfe regelmäßiger Erfolgskontrollen wird geprüft, ob eine Schaffung moortypischer Verhältnisse mit hohen Grundwasserständen gelungen ist. Es ist zu berücksichtigen, dass eine vollständige Revitalisierung von Mooren mehrere Jahrzehnte bis hin zu Jahrhunderten benötigen kann“, schreibt Anna Beer abschließend. Ihre (gemeinsam mit Thomas Grischek, Fabian Musche, Kristin Baber, Julian Ahlborn, Sebastian Buschmann, Madlena Mitschke und Christiane Ritz erstellte) Arbeit wurde im Band 32 (Jahrgangsband 2024) der Berichte der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz veröffentlicht.