Wo man legal den Wolf schießen kann
Amazone auf der Pirsch: Gina Adam bringt sich beim Aufbau des 3D-Bogenschießparcours in Königswartha mit ein.
Volltreffer: Gina Adam entfernt den Pfeil aus dem „Kill“, jenem Bereich, in dem der Schuss für ein echtes Tier tödlich wäre.
In Königswartha erhält der neue 3D-Bogenschießparcours derzeit den letzten Feinschliff. Dessen Eröffnung erfolgt in wenigen Tagen.
Königswartha. Vom Bogenschießen haben die Meisten von uns eine klare Vorstellung. Der Schütze steht an einer markierten Stelle und schießt aus einer genau definierten Entfernung auf eine bunte Scheibe. Auf dieser sind konzentrische Ringe aufgezeichnet: ganz außen weiß, dann schwarz, blau, rot und schließlich im Zentrum gelb. Volltreffer!
Dass es auch anders geht, können Interessierte ab dem 5. Mai in Königswartha erleben. Dort öffnet nämlich an diesem Tag auf dem Gelände der Schießanlage an der Truppener Straße ein 3D-Parcour für Bogenschützen seine Pforten. Konzipiert wurde er von dem Lohsaer Andreas Mühle, der sich dafür der tatkräftigen Unterstützung von Gina Adam versichert hat.
Die Waldhufenerin hat vor mehreren Jahren komplett in Eigenregie einen ebensolchen Parcours an der Erlichthofsiedlung in Rietschen aufgebaut und betrieben. Mittlerweile hat sie diesen geschlossen, das Thema ist abgehakt. „Ich schaue jetzt nach vorn“, erklärt die drahtige Frau, die in ihrer Camouflage-Bekleidung einschließlich Gamaschen wie wohl nur wenige dem Klischeebild einer Amazone entspricht.
Auch Andreas Mühle schaut nach vorn. Jahrelang hat er sich damit abgemüht, das „Trikke“ – ein dreirädriges Spaßgefährt, das sich mit Motor- ebenso wie mit Muskelkraft bewegen lässt – im Lausitzer Seenland zu etablieren. Letzten Endes vergeblich. Ende des vergangenen Sommers zog er die Reißleine, gab seinen Fahrparcours am Dreiweiberner See auf, um zu neuen Ufern aufzubrechen. Und diese hat er nun hier in Königswartha erreicht. Dass es sich dabei ums Bogenschießen dreht, ist alles andere als ein Zufall: Schließlich war Andreas Mühle selbst mehr als 20 Jahre lang Bogenschütze und besitzt die Trainerlizenz für diese Sportart. Seine sportliche Vita zieren Ostdeutsche- und Sachsenmeistertitel. Allerdings hatte der Lohsaer mehrere Jahre pausiert und fand nun wieder zu seiner alten Passion zurück. Mit Gina Adam kam er über Facebook zusammen – bei aller berechtigten Kritik doch immer noch der effektivste Weg, Leute mit gleichen Interessen zu finden.
Und so waren die beiden nun am vergangenen Wochenende auf dem Gelände an der Truppener Straße unterwegs, um der Anlage den letzten Feinschliff zu verpassen. Schließlich wollen 28 „Ziele“ – lebensgroße Tiernachbildungen aus Kunststoff – anständig platziert sein. Denn darum geht es beim 3D-Bogenschießen: Nicht auf eine zweidimensionale Scheibe, sondern auf einen dreidimensionalen Körper richtet sich das sportliche Augenmerk der Schützen.
Und diese stehen auch nicht bequem auf einem glattrasierten Rasen, sondern pirschen durchs Gelände – dichtes Unterholz, Brennnesselbüsche und kleine Wasserläufe inklusive. Wechselnde Lichtverhältnisse und unterschiedliche Schussentfernungen erhöhen die Schwierigkeit. Mehr als drei Kilometer misst die Platzrunde, an der unter anderem Keiler, Bär, Steinbock und – natürlich – Wolf lauern. Wer nicht ganz so ausdauernd ist, der kann sich auch mit einer kleinen Tour von zehn Zielen begnügen. Und – ganz wichtig: Immer im Uhrzeigersinn! „Der Grund muss wohl nicht näher erläutert werden“, meint Gina Adam. Denn natürlich steht Sicherheit – wie bei allen sportlichen Aktivitäten, bei denen potenziell etwas passieren könnte – an erster Stelle. Dafür sorgen auch die „Backstopps“, in denen sich die verfehlten Pfeile verfangen. Beim Puschwitzer Dreieckrennen konnte Andreas Mühle ausreichend Strohballen, die auch dort zur Absicherung dienten, für diesen Zweck erwerben. Wobei sich die behördlichen Auflagen für den Parcour, wie Andreas Mühle dem staunenden Zuhörer erklärt, in Grenzen halten. Da hat er in seinem „früheren Leben“ schon andere Erfahrungen gemacht!
Service: Die Eröffnung des 3D-Parcours findet am 5. Mai voraussichtlich ab 11.00 Uhr in der Schießanlage Königswartha, Truppener Straße 9, statt. Für die musikalische Unterhaltung sorgt das Duo Revival. Nähere Informationen folgen noch unter www.schiessanlage-koenigswartha.de.