Zittauer Ex-Bürgermeister in heimischen Gefilden

Werner Schnuppe (Mitte) mit Petra Wiesner, der vormaligen Leiterin des Standesamtes Zittau, und Günter Michna, ehemaliger Stadtrat für Kultur in Zittau Foto: privat

Begegnung zwischen Ex-Bürgermeister Werner Schnuppe und dem aktuellen Amtsträger Thomas Zenker. Foto: Archiv
Werner Schnuppe, Zittauer Bürgermeister von 1972 bis 1977, besucht in etwa dreimal im Jahr seine alte Heimat – zuletzt vorletztes Wochenende anlässlich eines Jahrestreffens ehemaliger Mitarbeiter des Rathauses.
Zittau. „Ich habe am Donnerstag, 27. März, zunächst am Jahrestreffen ehemaliger Mitarbeiter des Rathauses im Wirtshaus ,Zur Weinau’ teilgenommen, bei meiner befreundeten Familie Ehrentraut in Drausendorf zwei Tage Quartier genommen und bin mit der Schmalspurbahn nach Jonsdorf gefahren“, berichtet er.
Werner Schnuppe, geboren 1942 in Olbersdorf, verlebte in einer in den 20er- und 30er-Jahren erbauten Wohnsiedlung am Ameisenberg mit seinen zwei Schwestern die Kindheit und besuchte die damals modernst gebaute Grundschule des Kreises: „Den Sommer verbrachte ich zumeist im wunderbaren Volksbad Olbersdorf, im Winter waren wir mit Ski oder Schlitten unterwegs. Gute Luft, Quellwasser, grüne Berge und dazu liebevolle und angesehene Eltern und Großmütter, was bedurfte es eigentlich mehr.“ In dieser Geborgenheit wuchs Werner Schnuppe auf und erhielt von der fünften Klasse an das Vertrauen seiner Mitschüler, die ihn jährlich zu ihrem Klassensprecher – damals Gruppenratsvorsitzenden – wählten.
„Zugleich habe ich es mir nicht nehmen lassen und war von der Frühjahrs- bis zur Herbstzeit als ,Hütejunge’ beim Bauer Gerhard Kirsche oftmals mit circa 20 Kühen auf der Weide unterwegs. Mit 30 Pfennigen, täglich ausgezahlt von dessen Mutter, war ich der einzige Schüler meiner Klasse, der über ein regelmäßig selbst verdientes Geld verfügte. Alle zwei Wochen konnte ich damit meinen engsten Freundeskreis zu einer Kugel Eis für zehn Pfennige einladen und für kleine Geburtstagsgeschenke ansparen“, berichtet er.
Es ist für ihn immer wieder ein großartiges Gefühl, in der alten Heimat – unter anderem in Olbersdorf, Zittau und dem Zittauer Gebirge – zu sein: „Da geht mir das Herz auf“. Von hier stammt auch seine Familie und die seiner Frau. Ein Blick auf das Foto der Hochzeitsgesellschaft von 1966 offenbart eines – alle abgebildeten 31 Personen sind Zittauer oder Olbersdorfer, gewissermaßen eine Familie angestammter Oberlausitzer
In Erinnerung ist ihm geblieben, „dass ich jedes dieser Familienmitglieder an einer der Geburtstagsfeiern, Hausbesuchen und Wanderungen im Jahr traf. Ich lauschte dabei oft den Unterhaltungen und den Gesprächen. So trafen zufällig der Werkleiter, der Hilfsmeister der Motorenabteilung und der Dreher des Robur-Werkes mit dem Elektriker vom Kraftwerk Hirschfelde oder der Weberin des Textilkombinates beziehungsweise der Verkäuferin vom Konsum und dem Gleisbauer aus der Braunkohlengrube Olbersdorf aufeinander. Diese Begegnungen ermöglichten es mir, in familiäre, kulturelle, wirtschaftliche und geschichtliche Ereignisse von Zeitzeugen einzutauchen.“ Wie Werner Schnuppe heute weiß, „waren sie mir ein wichtiges Rüstzeug für mein weiteres Leben und mein Beurteilungsvermögen im Umgang mit anderen Menschen.“
Und er fährt fort: „Ich habe hier nicht nur 40 Jahre gewohnt und unsere Familie mit Sohn Steffen begründet, sondern viele Menschen persönlich schätzen gelernt und auch manche Besonderheit bis in den letzten Winkel erforscht.“ Der „herrliche und attraktive Grüne Ring“ hat es ihm immer gesondert angetan, „da ich ihn in meiner Zittauer Zeit fast täglich beging oder überquerte.“ Besonders reizvoll war dies während seines Besuchs der Volkshochschule zum Abschluss der 10. Klasse im Johanneum: „Hier holte mich 1964/65 oftmals meine Freundin und spätere Ehefrau Ingrid in den Abendstunden ab und der Weg führte uns über den Grünen Ring hin zu ihren Eltern auf der Schliebenstraße.“
Während seiner Amtszeit als Bürgermeister der Stadt Zittau sei gemeinsam mit den Anwohnern die Sanierung der Wege und Parkanlagen in Angriff genommen und so der eingetretene Verfall gestoppt worden. „Noch heute freue ich mich bei meinen Besuchen über die gepflegten Rabatte und Bäume, die Krokuswiese, die Blumenuhr mit Meißener Geläut und das Schleifermännchen. Die sanierten Schulgebäude, das Stadtbad, das Theater, das Rosa-Luxemburg-Heim und das Stadtmuseum mit dem historischen Fastentuch fügen sich architektonisch gut gelöst in diese städtische Naturoase.“
Der ehemalige Bürgermeister der Stadt Zittau verfolgt bis heute noch sehr interessiert die Entwicklung der Stadt Zittau – unter anderem die Städtepartnerschaften, die geplante Gestaltung des Dreiländerpunktes sowie auch die sich aus dem Betrieb der Grube Turów für Zittau möglicherweise ergebenden bergbaulichen und grundwasserseitigen Auswirkungen, „zumal ich bereits als Drausendorfer Bürgermeister mit diesem Thema intensiv in den 60er-Jahren befasst war.“ Von Interesse war für ihn über die Jahre ebenso der Fortgang der Straßenarbeiten zur Anbindung Zittaus an die Autobahn. Für viele Bürger aus Zittau und Umgebung verbindet sich damit „eine unendliche Geschichte“. Der „Oberlausitzer Kurier“ berichtete schon mehrmals darüber, wie lange sich dieser Straßenbau schon hinzieht.
Werner Schnuppe betont abschließend: „Ich wünsche mir Zittau als eine attraktive und pulsierende Stadt für eine wachsende Anzahl junger Leute, hinzu jährlich Zehntausende Touristen, die das Zittauer Gebirge und die Grenzregion am Dreiländereck anzieht.“
Werner Schnuppe, wohnt seit 1981 in Dresden, hat einen Sohn und zwei Enkelinnen im Alter von neun und 14 Jahren.