Zoobesucher auch am Berzi Augen auf! Schutz durch Nutzen
Thüringer Waldziegen Foto: C. Weß
Tauchritz/Görlitz. Sie hat ein schokoladenbraunes Fell, helle Streifen im Gesicht und weiße Füße: die Thüringer Waldziege – eine einheimische und stark gefährdete Nutztier-Ziegenrasse. Thüringer Waldziegen gelten als besonders robust und widerstandsfähig, weswegen sie optimal für den Einsatz in der Landschaftspflege geeignet sind. Zum Erhalt dieser Rasse wurde ein Beweidungsprojekt an den Ufern des Berzdorfer Sees gegründet. Die Görlitzer Wohnungsbaugesellschaft Komm-Wohnen stellte eine geeignete Fläche zur Verfügung und übernahm die tägliche Versorgung der mittlerweile 35 Tiere umfassenden Herde. Der Tierpark Görlitz betreut den Bestand tiermedizinisch, hilft vor allem in der Geburtensaison mit und organisiert die Einträge ins Ziegenherdbuch sowie die Unterbringung der erwachsenen Jungtiere.
Ziegen leben in einer „matrilinearen“ Herdenstruktur, weswegen die männlichen Tiere die Herde mit der Geschlechtsreife verlassen. Überzählige Ziegen, die nicht in anderen Erhaltungszuchtgruppen untergebracht werden können, werden zum Verfüttern getötet. Somit erhalten die Fleischfresser im Tierpark Görlitz Futter, das aus einer tiergerechten Freilandhaltung stammt. Die Ziegenherde leistet durch ihr Fressverhalten einen Beitrag zum Biotop- und Artenschutz. Als sogenannte „Konzentratselektierer“ fressen sie neben Gräsern auch verholzte Pflanzen und sogar dornige Sträucher wie Schlehen, Weißdorn oder Rosen. Damit erhalten sie die Offenlandschaft, auf die wiederum verschiedene Vogelarten, Reptilien oder Insekten angewiesen sind. „Nur mit der weitläufigen Weidefläche außerhalb des Tierparks ist es möglich, eine so große Ziegengruppe mit verhältnismäßig geringem Aufwand extensiv zu managen. So werden jedes Jahr genügend Jungtiere geboren, um den langfristigen Erhalt dieser bedrohten Ziegenrasse zu gewährleisten“, erklärt Steffi Späthe, Inspektorin im Görlitzer Tierpark. Die Thüringer Waldziegen können im Tierpark erlebt oder bei einem Spaziergang am Berzdorfer See bei ihrem Einsatz für den Artenschutz in der Nähe des Hafens beobachtet werden.