Zwischen Kirchbank und Bierausschank
Christian Henke (links) im Gespräch mit Detlef Krell, dem Verleger des Neisse-Verlages. Foto: Klaudia Kandzia
Nieder Seifersdorf. Unter dem ungewöhnlichen Titel „Zwischen Kirchbank und Bierausschank“ hat Christian Henke aus Niesky in Nieder Seifersdorf eine neue regionalgeschichtliche Publikation vorgestellt, die er vor dem Hintergrund der Gründung des Brauhauses Nieder Seifersdorf erarbeitet hat.
In einem Geleitwort erhebt Ortspfarrer Andreas Fünfstück gegen den Titel auch keinerlei Einwand und erläutert eher augenzwinkernd: „Wo ein Bethaus ist, ist auch ein Trinkhaus ...“ hieß es zu Zeiten, da nach dem sonntäglichen Kirchgang ganz selbstverständlich der Gang ins Wirtshaus folgte.
Und so liegt mit Henkes Werk nun eine mit Dokumenten und Fotos angereicherte Gaststätten- und Brauereichronik im Kontext der Dorf- und Heimatgeschichte vor, die ihren Ausgangspunkt in der Ostkolonisation des 12. Jahrhunderts nimmt. Schöppenbücher sind im Ort seit 1614 nachweisbar, womit die Dorfgerichtsbarkeit im Gerichtskretscham als zweite gesellschaftliche Säule neben der Kirche den Bierausschank kultivierte.
Und da Henke immer wieder in Exkursen Gepflogenheiten der Zeit und Anekdoten präsentiert, werden auch historisch Unbedarfte Spaß beim Zugang zur Geschichte finden. Zum 1516 eingeführten Reinheitsgebot lesen wir unter anderem: „Bis dahin mischten die Brauer abenteuerliche Zutaten in den Sudkessel, um die Haltbarkeit des Bieres zu erhöhen. So fanden Stechapfel, Lorbeer oder Wacholder Eingang in den Sud, um den Geschmack zu verbessern oder die Säuerlichkeit zu überdecken. Farn, Wermut und Branntwein verstärkte den Alkoholgehalt und damit das Rauschgefühl. Solche unappetitlichen Zutaten wie Ochsengalle, Asche, Pech und sogar Holzspäne setzte man zur Konservierung ein.“ Erst das Reinheitsgebot habe diesem Treiben ein Ende gesetzt.